Speichertaste drücken nicht vergessen!

(Auch im neuen Jahr dreht es sich um Körper und Geist.)

Ein Weg, erfolgreiche Bewegungserfahrungen oder ermutigende bzw. wohlige Momente im Inneren besser zu bewahren und in wackeligen Momenten als Hilfe abrufen zu können, ist deren Abspeichern im Augenblick ihres Daseins. Schöner Moment, dann: “Speichertaste drücken”.

Bei einer bewussten Sequenz “Gangschule” http://blog.tina-knape.de/2020/01/24/gangschule-was-ist-das/ oder nach einer erfolgreichen Behandlung eines eingeschränkten Gelenks ist das Gewahrsein um die veränderte und vielleicht “freiere” oder schmerzärmere Bewegungserfahrung ein wesentlicher Punkt, der uns ganz und gar im Bewusstsein hängenbleiben sollte. Wenn das Knie oder die Schulter schmerzfreier und beweglicher geworden sind und sich in gezielten Funktionen wohliger bewegen lassen, dann ist es wichtig, dass ganz bewusst wahrzunehmen. Eine Art AHA- Erlebnis: Ah, so kann sich das auch (noch) anfühlen! Es handelt sich um dasselbe Knie, das Röntgenbild sieht genauso aus, die Verletzung vor einigen Wochen war genauso heftig — und trotzdem gibt es im Augenblick gerade DIESEN erreichten Zustand als neue Möglichkeit des Empfindens. Dieses bewusste Erleben ist wichtig. Und viele dieser kleinen, wenn vielleicht auch kurzen Momente, der “guten Erfahrung”, bilden irgendwann einen stabileren Pool an Vertrauen, Bewegungsqualität, Ermutigung und Weg der Regeneration.

So ähnlich funktioniert das auch mit unserer Psyche. Manche Klienten haben zum Beispiel nach schwierigen Beziehungen ein großes Depot schlechter Erfahrungen in sich, wonach sich immer wieder Gedanken breitmachen wie: die neue Beziehung wird vermutlich “wieder nicht gelingen”. Auch hier kann es helfen, peu á peu ein Gegengewicht der Erfahrungswelten anzulegen. http://blog.tina-knape.de/2020/11/05/schoene-momente-box/ Bei aufgrund von einschneidenden Erlebnissen entwickelten Ängsten ist es sinnvoll, die “geglückten” Situationen abzuspeichern. Zum Beispiel ist es wichtig, die leichten und unbeschwerten Momente, etwa im Miteinander mit dem neuen Partner, auch als genau diese in einem neuen Depot anzulegen. In unsicheren und dunklen Momenten können die Glücks- oder Verbundenheitsgefühle oder positiven Eindrücke dann, ähnlich eines Polaroid-Fotos, im Geist wieder vorgeholt und sich daran erinnert werden. Jede gute Erfahrung zählt! (Meist geben wir ihr anfangs nur nicht so viel Gewicht. Doch in dem Fall stimmt tatsächlich: Steter Tropfen höhlt den Stein. 😉 )

Neulich beschrieb mir eine Klientin, dass es sich durch Zeitdruck von den Kollegen oder dem direkten Nachfragen einer Chefin in ihrem (vollen) Joballtag plötzlich so anfühlte, als würde ihre Stabilität und Souveränität von einem reißenden Fluss weggespült. All ihre Erkenntnisse und Erfahrungen verlieren dann an Bedeutung, schenken keinen Halt mehr und sie kann nur “zugucken”. Durch die Arbeit mit ihrem Bewusstsein und Körper sowie mithilfe ihres Talents (wunderbar zeichnen und sich auf dem Schreibtisch “Reminder” platzieren zu können), gelang es ihr, wieder zu mehr Stabilität zu finden und diese in schwierigen Momenten zu wahren. Als würde sie Steine in ein Flussbett legen, auf denen sie weiterbalancieren kann und es sie somit mit der ersten Welle externen Drucks nicht gleich komplett wegspült. Der Trigger kommt, es schwappt (immer noch) ordentlich, aber sie findet leichter wieder Boden unter den Füßen und Halt. Es geht im wahrsten Sinne des Wortes nicht “alles den Bach runter”.

Dafür — diese Steine in wesentlichen Momenten als Halt zu erkennen und zu implizieren — ist die Speichertaste wichtig. Wachsam und bewusst wahrnehmen: Ich habe diese Situation schon einmal erlebt. Achtung: Wegspülgefahr! Aufgepasst: Gibt es etwas in meinem Speicherdepot, das ich als Gegengewicht gerade in die andere Waagschale werfen kann?

Es ist ein Weg. Es sind viele kleine und große Schritte, die es zu gehen gilt, kein Zauberstab und pling, alle Sorgen weg… es benötigt vielmehr Bewusstseins- Arbeit, weiterhin gewahr, wach und präsent zu sein. Doch es lohnt sich. Und auf wunderbare Art und Weise hilft es Körper und Geist gleichermaßen, sich seiner “geht-doch”-Speichertaste bewusst zu werden, sie zu nutzen und diese Momente auszubauen.

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