In meinen Augen wird, ob beim Training, im Gangbild http://blog.tina-knape.de/2020/01/24/gangschule-was-ist-das/, bei manch innerer Haltung http://blog.tina-knape.de/2016/11/15/fachbeitrag-bei-physiotalk-innere-haltung-eines-therapeuten/ oder generell im Leben – zu häufig die Wichtigkeit des WIE unterschätzt. WIE führe ich eine Aufgabe aus? WIE ziehe ich an einer Schnur des Seilzugs? WIE rolle ich meinen Fuß beim Gehen ab, wenn das Knie schmerzt? WIE begegne ich der Kassiererin nach dem Warten an der langen Schlange? WIE will ich mein Leben gestalten? http://blog.tina-knape.de/2020/06/04/hausaufgabe-21-lebensziele-aufschreiben/
In der Praxis bzw. im Kontext meines Jobs ist es meist entscheidender, WIE jemand diverse Übungen ausführt (und honorierenswert, dass mensch sich aufrafft und überhaupt etwas macht). Weniger entscheidend ist, welche Art der Körperertüchtigung es ist. Ausgenommen sind echte “no gos”. Hüpfen nach der Geburt oder mit fetten Rückenschmerzen schwere Kisten tragen, erzeugt bekanntermaßen mehr Beschwerden. Ein gesundes “mit-sich-verbunden-sein”- Körpergefühl plus der Verstand meldet einem das auch zurück, ganz ohne therapeutische Hilfe. http://blog.tina-knape.de/2019/11/22/der-beste-therapeut-sind-sie-selbst/
Worum es mir geht: Wenn Sie als Hüft-Patient Ihre seitliche Po-Muskulatur für mehr Stabilität stärken wollen, dann sollten Sie beachten, WIE Sie die Bewegungen der Übung ausführen und ob es da ankommt, wo Sie hinwollen. Heimliche, unbewusste Ausweichbewegungen sind klassische Kompensationen. Und so funktioniert die Übung: Seitlage, unteres Bein leicht angebeugt, oberes gestreckt. Das obere Bein wird Richtung Zimmerdecke angehoben. Je nachdem, wie das Becken steht und wo und wie das Bein liegt, ist die Übung (obwohl es mit langem Hebel gegen die Schwerkraft geht) für manche Patienten scheinbar leicht auszuführen. Doch WIE ist die Durchführung tatsächlich? Liegt das Becken weit genug nach vorn gedreht? Wohin zeigt der Fuß bei der Abspreizbewegung? Geht eher die Ferse voraus (was gewünscht ist) oder die Zehen? Mit zwei, drei Korrekturen kann man als wachsamer Therapeut eine “leichte” Übung zu einer richtig gezielten und “schweren” Übung machen. Der alleinige Unterschied ist das WIE der Ausführung. Wichtig ist, dass auch Sie als Patient Ihr Körpergefühl dafür schulen, was es für ein ausgewogenes WIE braucht.
Also beachte: Wenn Ihnen die Übung plötzlich kinderleicht vorkommt, könnte es sein, dass Sie nicht zum durchtrainierten Muskelprotz mutiert sind, sondern dass Sie nicht mehr die wünschenswerte Ausgangsstellung innehaben. 😉
Ein weiteres Beispiel ist das Ziehen am Seilzug (alternativ: Eigenübungen mit dem Theraband oder auch Alltagsbewegungen wie eine Tür aufdrücken oder einen schweren Hefter ins Regal stellen). Es ist wichtig, darauf zu achten, WIE Sie dabei stehen, WIE Sie daran ziehen, WIE die Haltung Ihrer Wirbelsäule und Ihrer Schulterpartie dabei ist. Auch “wie greift Ihre Hand?” ist ein beachtenswerter Punkt. Nur in unserer Vorstellung ist der Handrücken in Verlängerung auf einer Linie mit dem Unterarm. Doch wenn Sie einmal eine Faust machen, sehen Sie, dass diese in einem 20- 30 Grad Winkel steht, wodurch in der Finger- und Handmuskulatur eine optimale Kraftentwicklung entsteht. Das braucht es somit als Winkel beim Greifen und Ziehen als Position am Seilzug auch.
Ein weiteres Beispiel ist das Hinsetzen. Das kann “Fallverhinderung” sein, wenn Sie sich einfach hinplumsen lassen. Oder Sie nutzen diese immer wiederkehrende Alltagsbewegung wie Aufstehen und Hinsetzen und wieder Aufstehen als ein adäquates, funktionales Beinkrafttraining. http://blog.tina-knape.de/2019/08/30/daily-hustle-in-den-alltag-einbauen/ Je nachdem, WIE bewusst Sie sich hinsetzen und vorher Ihre Beine und Ihren Körper positionieren, kann das einige Runden Fitness-Studio und Squats-Training fast sparen. Kniebeugen lassen sich übrigens wunderbar beim Wäsche aufhängen integrieren.
Ein Gewahrsein im Hier und Jetzt, während wir uns bewegen und ein gezieltes funktionales Benutzen unserer Muskulatur ist so entscheidend, dass das auch “Training” bedeuten kann. Die Ausführung dessen und das Sich-dabei-spüren und ggf. korrigieren, ist ein wesentlicher Punkt.
Emotional ist das ähnlich. Wir alle wissen, das WIE ist entscheidend. WIE wir Feedback geben oder Kritik üben, WIE wir Mitmenschen begegnen, WIE wir Raum lassen können für uns und das Gegenüber…
Mögen wir bei unseren Entscheidungen und unserem Miteinander, sportlichen Aktivitäten und Ausführen von Bewegungsabläufen das WIE nicht aus den Augen verlieren. WIE wir in den Wald hineinrufen, so schallt es heraus. 😉