Kennen Sie das? Sie kündigen Ihren Job oder wollen in eine andere Straße oder neue Stadt ziehen und plötzlich ergeben sich Gespräche, die Sie in dieser Tiefe und Wertschätzung all die Zeit vor Ihrem Entschluss nicht geführt haben. Welch Phänomen!
Vielleicht haben Sie lange mit Ihrer Entscheidung gerungen und nun sind Sie innerlich wie äußerlich bereit, kommunizieren sie in Ihrem unmittelbaren Umfeld und zack: Bedauern. Dankesworte. Überraschung. Gar Entsetzen.
Weshalb lässt sich Lobendes oder Wertschätzendes, Emotionales dann leichter aussprechen, wenn die Tür gerade dabei ist, ins Schloss zu fallen? Würden manche gesagten Worte in einem früheren Stadium der Entscheidungsfindung die rollende Kugel wie die Bande beim Billard einen Richtungswechsel vornehmen lassen?
Woher kommt die Kraft, in finalen Phasen doch noch Persönliches aussprechen zu können? Ist durch den Wandel spürbar, dass es Fenster der Gelegenheiten gibt und das alles seine Zeit hat? http://blog.tina-knape.de/2021/03/11/alles-hat-seine-zeit/
Und impliziert das, dass es Zeiten gibt, die unpassend für bestimmte Worte sind? So wie man bei einem der ersten Dates die heiklen Themen wie Kinderwunsch (oder eben nicht) eher vermeidet? Gibt es ein “zu spät”, der vertrauten Kollegin zu sagen, dass es jeden Morgen eine Freude ist, in ihr Gesicht zu blicken, egal, ob sie müde oder fröhlich aussieht, einfach nur, weil es schön ist, jemandem Vertrauten an grauen und auch hellen Tagen zu begegnen? Wäre es nicht wunderbar, das auch zu können, ohne dass es dafür große Umbrüche braucht?
So oder so ähnlich ist es vielleicht auch mit der Selbstverständlichkeit unseres Körpers. Solange nichts schmerzt und alles funktioniert, nehmen wir es als “gottgegeben” hin – oder wer auch immer die Faszination Körper geschaffen hat. Sobald wir uns aber in den Finger schneiden, das Knie verdrehen oder ein tränendes Auge haben, wird uns plötzlich bewusst, wie selbstverständlich wir die sonst so gut funktionierende Komplexität unseres Körpers ansehen. Störend wird es erst, wenn Funktionen ausfallen und beispielsweise das Treppengehen zu einer Qual wird. Und wie Paradox scheint es doch, wenn Menschen nach einem schweren Unfall in einem Rollstuhl sitzen und über die Lebensqualität und ihre Dankbarkeit sprechen, überhaupt noch da zu sein, obwohl sie täglich mit Einschränkungen und Hindernissen konfrontiert sind. http://blog.tina-knape.de/2020/07/30/staunen-was-menschen-koennen/
Wäre es demnach also nicht überlegenswert, zwischendurch einfach einmal einen Dank an den eigenen Körper zu richten, so wie auch an die selbstverständlich anwesende Kollegin oder den stillen Nachbarn? Wäre es nicht erstrebenswert, die Aufmerksamkeit auch in der “normalen Funktion” zu finden und zurückzumelden und nicht erst, wenn der Körper schmerzt, die Kollegin kündigt oder der Nachbar ins Pflegeheim kommt? Ein mittlerweile verstorbener Freund lehrte mich: Keine Komplimente zurückhalten. http://blog.tina-knape.de/2019/04/05/kein-kompliment-zuruckhalten/ Wie weise das war. Und auch dafür ist es zu spät, ihm nochmals zu danken. Doch ich kann es für ihn ein Stück weit weiterleben.
Wem wollten Sie in Ihrem Umfeld schon immer einmal sagen, dass er oder sie oder es eine wertvolle Bereicherung Ihres Lebens ist, als nur eine Selbstverständlichkeit?
Sagen Sie es! Zeigen Sie es! Lassen Sie die Billardkugel in Ihrem Leben rollen. Es bleibt spannend zu sehen, welche Richtungswechsel sich dadurch ergeben. Find your voice.
Dankbarkeit ist:
– einfach,
– günstig, kostet nichts, außer Überwindung,
– so wirkungsvoll!
Einfach eine großartige Möglichkeit sich und andere positiv auszurichten!
Vielen Dank für Deine Sichtweise!