Mittlerweile arbeite ich an einem Tag in der Woche in einem Bürogebäude, was viele schlaue Menschen in geschlossenen, nicht Fenster zu öffnenden Büros beherbergt und in Sachen Wissen, Konzentration und Einsatz die Mitarbeiter fordert. Das hat meine Wahrnehmung geschärft, was gerade so Jobs auch benötigen:
Wenn der Arbeitstag gefüllt ist mit viel PC Arbeit und wenig Frischluft, ist es nützlich, nicht nur klassisch dem Nacken, sondern auch einfach den Augen was Gutes zu tun. Dafür möchte ich hier gern ein paar kleine Übungen beschreiben, die wirklich effizient sind und leicht zwischendurch im Arbeitsalltag oder auch einfach mal so auszuführen gehen. Am besten nicht nur lesen, sondern gleich mitmachen 😉
Augen brauchen Befeuchtung und Bewegung. Abwechslung findet jeder Muskel gut. Hinzu kommt: Spannenderweise sind die Augenmuskeln über die Hirnnerven versorgt. Somit wirkt jegliches Beüben auch auf ein zentraleres Entspannen. Und selbst, wenn das nicht so wäre: Auch einen überanstrengten Arm vom Tragen einer schweren Tasche würden wir als Ausgleich mal beugen und strecken, um wieder Abwechslung, Stoffwechsel und Durchblutung hineinzubekommen. So ist es auch nützlich, den recht monotonen Tonus der Augenmuskulatur vom Blick auf den Computer mit Vielseitigkeit zu erfrischen.
Aufgepasst, los gehts! Setze Dich so entspannt wie möglich und vielleicht trotzdem auch aufrecht auf Deinen Stuhl und schließe für einen Augenblick die Augen, um zu spüren, wie die Augen sich anfühlen, wenn sie gerade nicht viel zu tun haben, nicht aufnehmen müssen, sondern ruhen. Wie sitzen die Augen im Kopf? Was siehst Du, wenn Du die Lider geschlossen hast? Wie fühlt sich die Spannung in den Augen an? Stelle Deinen Blick weit, obwohl Du geschlossene Augen hast.
Bewege im geschlossenen Zustand Deine Augen nach links und rechts. Oben und unten.
Öffne die Augen und führe die gleiche Bewegung aus. Wie fühlt es sich an, mit nun offenen Augen nach links und rechts und oben und unten zu gucken? Es ist auch möglich, die Augen diagonal zu bewegen: links oben, rechts unten- und rechts oben und links unten.
Nach dem ersten Teil des Beübens: Auch hier lohnt es sich, eine kleine Pause einzulegen.
Die nächste Übung ist das Zeichnen einer liegenden Acht mit den Augen. Variiere gern, mit offenen und geschlossenen Augen. Und starte danach die Acht auch in die andere Richtung. Spüre mal nach, ob es vielleicht eine Lieblingsrichtung gibt. Oder ob eine Blickrichtung sich fester/ weniger geschmeidig anfühlt als die andere.
Als nächstes geht es um Nah und Fern- und das Scharfstellen auf verschiedene Aspekte vor der Nase. Strecke dazu Deinen Arm aus inklusive Daumen nach oben, als wärest Du zum Trampen unterwegs. Nun schaue auf den Daumen und stelle Deinen Blick darauf scharf. Dann verändere nur Deinen Fokus und stelle auf den Raum dahinter scharf, um dass der Daumen im Vordergrund verschwommen wird. Und dann wieder Fokus auf den Daumen- und wieder auf den Raum drumherum. Spiele mit diesem Wechsel. Das ist ein ähnliches Phänomen wie beim Autofahren zwischen Tacho und auf die Strasse gucken. Dabei müssen die Augen schnell wechseln können aus Nah und Fern. Und das ist zum Teil auch das anstrengende bei der Arbeit am Computer, dass es stetig der gleiche Abstand ist. Nach ein paar Wiederholungen wirst Du sicher auch den Tonus Deiner Augenmuskulatur deutlicher wahrnehmen können.
Diese Übung in den Alltag zu integrieren ist auf alle Fälle sinnvoll. Es braucht so wenig- und bringt wirklich Entlastung.
Nun wird es ein bisschen sportlicher. Wie groß ist Dein Sichtfeld?
Nimm beide Arme in U-Halte neben Deinen Körper und führe die Hände vor dem Körper zueinander. Gucke geradeaus. Als hättest Du große Scheuklappen wie ein Pferd links und rechts- und erweiterst und verringerst Dein Sichtfeld. Auf dem Weg nach vorn, stößt Du an Dein Sichtfeld. Spiele an der Grenze. Ab wann siehst Du die beiden Händen im Sichtfeld auftauchen, wann verschwinden sie aus Deinem Blickwinkel? Schaue dabei nach vorn und folge nicht mit den Augen, sondern nimm links und rechts im Blickfeld war, ohne, dass Du dafür den Kopf drehen musst oder die Augen bewegst.
Auch das ist im Alltag eine schöne Übung- wie fokussiert ist unser Blick? Wie weitgestellt sind wir? Auch das hat Auswirkungen auf manch Sichtweise ;).
Schließe noch einmal die Augen und stelle mit geschlossenen Augen Deinen Blick abermals weit, als würdest Du von einem Schiff auf die Weite des Meeres schauen können.
Eine weitere Übung, die die meisten Patienten wirklich als sehr angenehm empfinden, ist, die Hände aneinanderzureiben und somit Wärme in den Händen zu erzeugen- und dann die Handflächen auf die Augen zu legen. Es bringt Ruhe und verbindet.
Grundsätzlich sind jegliche Bewegungen im Gesicht auch für die Augen willkommen. Ich erinnere mich noch gern an Situationen in Kambodscha, wenn meine Reisefreundin Eline aus Holland mir den kontaktigen und leichten Umgang mit bettelnden Straßenkids beigebracht hat. Sie gab nie Geld, sondern hat sich über “funny face” mit den Kids verbunden. Es wurde ein wahrer Contest für uns, wer denn das nächste beste funny face hinbekommt. Mein Grimassenrepertoire war sichtlich limitiert, dass der Kids eher nicht. Also mal den knurrigen Kollegen herauszufordern, was er denn noch so kann in Sachen Grimassen schneiden, ist durchaus auch eine Erfrischung für Augen und Gesicht. Das hinterlässt in den meisten Fällen gute Laune.
Augen auf… und zu 😉
Und kleiner Nachsatz: Da ich ein großer Fan des “Nachspürens” bin, um unsere Selbstwahrnehmung zu schulen, ist es gut ein Vorher/Nachher auf dem Schirm zu haben. Wie ging es am Anfang des Augentrainings? Wie fühlt es sich nach wenigen Minuten Fokus darauf und Übungen dafür hinterher an?
Viel Freude!