Der vermutlich meist gesprochene Satz einer Physiotherapeutin ist “Lassen Sie mal locker.”
Während Sie das lesen, spüren Sie doch einmal in Ihren Körper und machen Sie am besten gleich mit: Locker lassen. Lösen. Weich werden. Nachgeben. Erden. Entspannen. Atmen. Spannung nachlassen. Weit werden. Abgeben. Zulassen. Öffnen. Locker.
Irgendwo spüren Sie mit Sicherheit eine Stelle auf, die auf diese Ansprache reagiert. Erst recht nötig wird das Lösen und Gegenspannung reduzieren, wenn ein/e Therapeut*in Sie in eine Dehnposition bringt oder Ihnen mit dem Finger in einen verspannten Muskel bohrt (fachlich kompetent heißt das dann: Triggerpunkt-Behandlung). Der Körper baut gewöhnlicherweise eine Schutzspannung auf und hält reflektorisch nicht viel davon, da hinein jetzt auch noch los zu lassen. Doch genau das ist aber ein Ziel der Therapie: Locker lassen. Obwohl es schmerzt. Obwohl ein Druck entsteht. Obwohl die Aufmerksamkeit lieber “davon weg” statt “da hinein” möchte. Lösen. Weich werden. Nachgeben. Entspannen.
Der positive Effekt dieses Lösens ist: Es schmerzt auch gleich weniger, auch wenn es einem anfangs absurd vorkommt (und Sie vermeiden einen kleinen Kampf mit Ihrem Therapeuten). Außerdem steigt die Aufmerksamkeit in dieser Region, auch auf eine andere Art, als es sonst im gewohnten Schmerzgebiet ist. Es kommt zu einer Mehrdurchblutung an dieser Stelle. Mehr Durchblutung ermöglicht wiederum den Stoffwechsel anzukurbeln, der somit all die überflüssigen Abfall- und Entzündungsstoffe wegtransportiert. Nur so kann vor Ort sich eine veränderte Situation einstellen.
Nach einer Periode mit Bewegungseinschränkung oder einem lang anhaltenden Schmerz vergisst der Körper, dass er die Fähigkeit zum Anspannen UND Entspannen hat. Auch emotionaler Druck und Stress lässt unsere Systeme hochtouriger fahren, als es im Alltag nötig wäre und auf Dauer gesund ist. http://blog.tina-knape.de/2019/11/29/eine-geschichte-fuers-becken/ So sind gleichermaßen behandelnde Hände, eine warme Badewanne oder Entspannungstechniken Möglichkeiten, wieder in ein “Locker lassen” zurückzufinden.
Verstehen Sie jede Behandlungseinheit mit dem stetigen Satz des “Lassen Sie doch mal bitte locker” nicht allein als einen Hinweis, dass in diesem Muskel gerade viel Spannung ist, sondern auch als ein Trainingslager, um diese Art von zu viel Tonus als Körpergefühl besser kennen zu lernen. Auch für andere Situationen lernen Sie das Gespür, Bewegungen anders umsetzen und adäquat anpassen zu können. http://blog.tina-knape.de/2020/12/16/gib-dem-stuhl-seinen-job-zurueck/
Für den Geist kann es ebenso eine hilfreiche Erinnerung sein, selbst in persönlich oder gesellschaftlich schwierigen Zeiten die Momente des “Locker lassens” nicht zu versäumen. http://blog.tina-knape.de/2020/10/22/mach-mal-pause/ Ihr Körper wird es Ihnen danken. Relax.