Wie war die Fahrt mit der Metro? http://blog.tina-knape.de/2021/09/23/humor-ist-heilsam Hat es Sie erreicht? Saßen Sie mittendrin?
Dieser Blogpost handelt davon, was Humor eigentlich kann.
Solange wir in einem Drama oder einer verzwickten Lage stecken, fehlt uns leider die Möglichkeit, einen vielschichtigen Perspektivwechsel vorzunehmen und uns „daneben“ zu stellen. Das Problem oder die Emotion nehmen uns ein und es ist nicht möglich, eine echte Draufsicht zu bekommen.
Ein Lösungsansatz ist: De- Identifikation. Das heißt, wir identifizieren uns nicht mehr mit der Situation. Wir sehen ein DAS bin ich — und DA ist die Situation, die Aussage des Gegenübers, der Anlass meiner Festigkeit oder des Ärgers. Es braucht ein Stück weit ein Zuordnen und Abgrenzen. Mit Draufsicht ist die Situation ein anderes Erleben.
Sicher ist es auch eine Charakterfrage, ja gar Kultur, wie Humor sich verbreitet. Heitere Gelassenheit und ein Gemüt, was die Palette der Emotionen kennt und nutzt, sind wunderbare Voraussetzungen.
Wann gelingt es Ihnen, in besonderen Situationen den Humor zu bewahren und sich selbst und vielleicht auch den anderen auf die Schippe zu nehmen? Bei welchen Themen sind Sie eher starr und „verstehen keinen Spaß“? Was ist der Unterschied dabei? Können Sie das steuern? Kennen Sie den erlösenden Moment, wenn man gerade selbst in seiner Sichtweise oder Emotion feststeckt und ein Gegenüber bricht mit einem Scherz (und Perspektivwechsel) die eigene, unbewegliche Ernsthaftigkeit auf? Wie erlösend kann das sein!
Bei neuen oder intensiven Themen, die mich bewegen, erkenne ich, dass ich innerlich „über den Berg“ bin, an dem Moment, wenn der Humor wieder erwacht. Das Feste fällt weg, das Lockere nimmt Raum ein. Vielleicht ist es ein üblicher Weg, sich erst einmal ein Thema “einzuverleiben” und sich damit voll zu identifizieren. Doch danach ist es auch ein wichtiger Prozess, es als solches wieder vom Ich lösen zu können. Wenn ich wieder mit einer gewissen Legerheit, Begeisterung, auch Souveränität mit dem Thema sein kann und ich über die Absurdität der Details lache, löst sich eine innere Starre. Ein gedankliches Fließen entsteht wieder. Das ist gerade bei schwer bewegenden Themen stets mein Zielort: dahin zu kommen, wo es wieder fließt. http://blog.tina-knape.de/2021/03/04/macht-es-eng-oder-macht-es-weit/
Für mich ist Humor Sinnbild für Leichtigkeit und Lebendigkeit. Es bietet die Chance, sich absetzen zu können vom eigentlichen Schmerz, der Sorge, den Bedenken — doch gleichzeitig nah dran zu bleiben und auch die Tiefe des Themas zu beleuchten. Verdächtig finde ich Themendebatten, bei denen sich vor Korrektheit keinerlei Humor mehr breit machen kann. Gerade da fehlt noch immer eine ausreichende Draufsicht, um wieder Raum für verschiedene Sichtweisen zuzulassen.
Wenn es gerade in manchen Themen knifflig ist und Sie an sich und/oder dem Gegenüber eine Härte verspüren, dann wünsche ich Ihnen eine skurrile Situation um Sie herum, die dabei hilft, Raum hinzuzufügen und den Humor erwachen zu lassen. Vielleicht denken Sie an den Mann in der Metro. Ihm wohnt der Schalk mit Sicherheit im Nacken. So einen “Alltagshelfer” könnten wir gut bei schweren Stimmungen gebrauchen. Möge er Ihnen über den Weg laufen. Meiner lag neulich am Wegesrand (siehe Bild oben) 🙂