Während einer Fortbildung in Kinesiologie, eine Technik, die ich nie wirklich praktiziert habe, habe ich eine wunderbare Methode erlernt, mit der ich meinen Patienten die Herangehensweise von Therapien erklären kann.
Stellen wir mal die Hypothese auf, dass jede Erkrankung/Beschwerde aus (mind.) vier Ebenen besteht. Das ist wie Zutaten mischen beim Kuchen backen. Nimmt man von der einen Komponente ein bisschen mehr oder von einer anderen ein bisschen weniger, entsteht ein anderes Resultat. Generell sind wir auch jeder zu unterschiedlichen Anteilen innerhalb unserer Symptome gemischt.
Also gehen wir davon aus, dass wir auch beim “erkrankt sein”, aus unterschiedlichen Ebenen bestehen, auf denen unser Körper eine Einschränkung hat und eventuell externe Hilfe benötigt.
Beispiel: Ein 34.-jähriger Patient kommt mit wiederkehrenden Rückenschmerzen zu mir. Es gibt keinen Unfall oder plötzlichen Auslöser. Er hat schon Verschiedenes an Therapie ausprobiert, macht selbst Übungen zu Hause und bemüht sich, im Büro aufrechter zu sitzen. Doch nach einer Weile kehren seine Beschwerden immer wieder zurück. Also fange ich an, ihm die vier Ebenen zu erklären, um mit ihm gemeinsam zu gucken: Was hat er selbst schon im Blick? Wohin müssen wir eventuell genauer schauen?
Diese Ebenen sind gleichrangig, es gibt darin keine Hierarchie. Wie gesagt, die Mischung macht es.
Ebene 1: Struktur. Dazu gehört alles, was klare Strukturen am Körper sind. Knochen, Muskeln, Organe, Gelenke. Therapeutisch ist das ein Behandlungsschwerpunkt in der Physiotherapie, Manuellen Therapie, mittels sportlichen Übungen, Massagen etc.
Ebene 2: Chemie. Dabei handelt es sich um innere Abläufe und Regelkreise. Beispiele sind Hormonkreislauf, Natrium-Kalium-Pumpe im Darm, Blutbildung, Zersetzen und Aufspalten von Nahrungsmitteln mittels Körpersäften wie der Galle, Schwermetallbelastung, Gifte im Körper. Damit kennen sich in der Regel TCM (Traditionelle chinesische Medizin)- Fachleute, Ayurveda- Therapeuten, Ernährungsberater etc. aus.
Ebene 3: Emotion. Alles, was mit dem Bereich “fühlen” zu tun hat. Behandlungswege sind vielschichtig — von Coaching über Psychotherapie, Bachblütentherapie oder Entspannungstechniken.
Ebene 4: Information. Dazu gehören jegliche Leitbahnen in unserem Körper. Meridiane, Reflexzonen, Akupunkturpunkte, Faszien. Alles, was über eine Muskellänge hinaus geht und für Vernetzungen im Körper sorgt.
(Zusatz: Ebene 5+6 können noch Chakren und Energie im weiteren Sinne sein.)
Also stellen wir uns vor, jede der vier Hauptzutaten ist zu unterschiedlichen Anteilen in den Beschwerden oder Schmerzen vermischt. Daraus resultiert u.a. die Tatsache, dass etwa bei einem Patient Akupunktur so super geholfen hat — und der andere nach drei osteopathischen Behandlungen wieder viel fitter und belastbarer ist. Bei längerfristigen Beschwerden findet sich meist auf jeder Ebene etwas, was als erneuter Einstieg eine Möglichkeit der Unterstützung oder Heilung bietet.
Im Fall des jungen Patienten bespreche ich mit ihm die verschiedenen Ebenen und schaue mit ihm gemeinsam, welche Bereiche schon gut abgedeckt sind, behandelt wurden oder er ausprobiert hat. Gleichzeitig halte ich Ausschau, in welchem Sektor für eine langfristige Besserung der Beschwerden noch mehr herauszuholen ist. Don’t ride a dead horse. (Reite kein totes Pferd.) So entsteht für beide Seiten, Therapeut/in und Patient/in, eine andere Sicht und neue Ideen, welche Tür der vier Ebenen noch am wenigstens geöffnet worden ist und wo somit noch das größte Potential schlummert.
Die vier Ebenen sind ein Modell und eine Möglichkeit, den Überblick zu bewahren. Im besten Fall kennt man für jedes Fachgebiet einen Spezi, den man guten Herzens empfehlen kann. Manche Therapeuten decken auch mehrere Bereiche zugleich ab. Gleichzeitig gilt auch da: http://blog.tina-knape.de/2021/03/11/alles-hat-seine-zeit/.
Frohes Forschen und Entdecken und neue Wege Aufspüren.