Das Berichten über verschiedene Spannungen im Körper (und Geist) und wie jeder seine Wahrnehmung dafür schulen kann, hatte ich bereits hier http://blog.tina-knape.de/2019/07/12/im-koerper-landen/, http://blog.tina-knape.de/2019/08/30/daily-hustle-in-den-alltag-einbauen/ und hier http://blog.tina-knape.de/2019/12/13/die-welt-der-polaritaeten-in-welchem-gang-fahren-sie-innerlich-gerade/ im Fokus.
Diese Woche nun hatte ich abermals zwei Patienten, die in sich einen hohen Standard- Tonus tragen. Spannungsbögen statt Schwippbögen in der Vorweihnachtszeit ;). Gründe für hohe Spannung gibt es viele und völlig unterschiedliche. Bei manchen ist es vielleicht eine Typ- und Charaktersache, andere haben in früher Kindheit eine große Zurückhaltung (auch im Körper) gelernt und keine Möglichkeit entwickeln können, all die Spannung, die nichtsdestotrotz natürlicherweise im Leben entsteht, zu kanalisieren. Es gibt Patienten, die nach einem schweren Schock, Trauma, Unfall- oder Lebensereignis, die höhere Schutz-Spannung nie wieder aus ihrem Körper ableiten konnten. Andere fahren die ganze Zeit so hochtourig durch ihr Leben und ihren Job, dass sich das auch in den Zellen manifestiert.
Im Körper gibt es Strukturen, in denen sich diese Form von “zu viel Grundspannung” insbesondere niederschlägt. Vor allem Querstrukturen wie Beckenboden und Zwerchfell reagieren darauf.
Dieser Text soll den Sachverhalt nicht nur erklären, sondern fordert alle auf, gleich einmal auszuprobieren, was gemeint ist, in jedem von uns ;). Setzen Sie sich hin! Lassen Sie im Becken los. Geben Sie Ihr Gewicht an den Stuhl (oder U- Bahnsitz oder Sofakissen…) ab. Lassen Sie tatsächlich den Stuhl seinen Job machen. Er ist dafür da, auszuhalten. Stabil dafür gebaut, Halt zu bieten. Ob gepolstert oder aus Holz. Es ist die Aufgabe des Stuhls oder Sessels, Sie zu tragen — und es ist Ihre, all die überflüssige “Spannung” los- und abfließen zu lassen. Erden. Landen. Ankommen. Nachgeben. Abgeben. Vertrauen. Lösen.
Es braucht ein bisschen Zeit, inneren Fokus und vielleicht auch Übung in Form von Wiederholung- immer mal wieder, über den Tag verteilt. Egal, ob beim morgendlichen Kaffee oder abends beim Gute-Nacht-Buch-vorlesen der Kinder (falls sowas zu Ihrem Alltag gehört, zu meinem schon ;)).
Dieses Hineinspüren hilft, immer wieder leichter auf die Fährte zu kommen, wann wir wobei mit dem Tonus höher fahren als wir müssten. Ist der Topf wirklich so schwer, wie Sie ihn durch die Küche wuchten? Sind die Schultern mit mehr Grundspannung beim Tasche tragen versehen, als das Gewicht eigentlich verlangt? Braucht es so viel Wucht und Widerstand zum Öffnen der Tür, wie Sie verwenden?
Es ist sinnvoll, einen Scan zu installieren, der Ihnen beim Dosieren der Kraft in den unterschiedlichen Situationen hilft. Es ist eher ein Weg, der leichter wird, umso länger wir ihn gehen. Und jede kleine Alltagssituation, in der wir uns der Grundspannung gewahr werden, zählt. Es geht auch nicht jedes Mal, etwas zu verändern oder abzustellen, doch es zu spüren und mit der Zeit ein besseres Gespür dafür zu entwickeln, ist ein wesentlicher Schritt.
Und jedes Mal, wenn Sie sitzen, egal, ob zu hause oder bei gesperrten Restaurants stattdessen auf Fensterbänken mit einem Coffee to go in der Hand: Geben Sie Ihr Gewicht ab. Lassen Sie den Stuhl seinen Job machen!