Anatomie ist spannend!

Als Vorbereitung für den nächsten Workshop lag bei uns zuhause ein Skelett im Wohnzimmer. Dieses Mal hatte ich für “Mach Dich locker 3” eine Wirbelsäule mit Brustkorb (also Rippen) und Schädel bereitgelegt. Die Arme waren noch dran, um dass der Schultergürtel besser in seiner Funktion vorstellbar ist. Beine– abgeschraubt.

Eine kleine Szene: Meine Jungs rennen am nächsten Morgen ins Zimmer und sagen: “Ah, guck mal. Knochen!” Der erste fängt an und zeigt auf das Becken. “Da kommt das Baby durch– und Pipi und Kacka.” Der Zweite: “Ah- Zähne, Aua, beißen!”

Und dann kam die “Was ist das?” Fragewelle. Warum ist da so viel Platz im Brustkorb? … weil da Herz und Lunge drin liegen. Wo ist der dicke Bauch? …der hier hat keinen, weil man nur die Knochen sieht. Warum hat der so eine kleine Nase? …weil der Rest aus Knorpel besteht und somit hier nicht ersichtlich ist. Was ist das da für ein Knubbel? …das ist ein Dornfortsatz von einem der Wirbel. Guckt mal, je nachdem, sind die Wirbel oben an der Halswirbelsäule dünner und am unteren Rücken dicker und stabiler. Im Bereich der Halswirbelsäule haben wir sieben Stück. Genauso viele hat die Giraffe auch– nur eben sind ihre gleich noch viel größer.

Was für eine Freude, so viel Interesse für den eigenen Körper an einem anderen Modell zu spüren! Es braucht nicht viel. Bilder sind toll, was zum Anfassen ist noch besser.

Es war leicht, Bereiche und Funktionen des Körpers zu erklären: “Guck mal, das sind die Rippen vom Skelett- und das sind Deine. Spür mal, die machen auch hoppelpoppel. Das sind die Knochen im Unterarm hier am Knochenmann- und da spürst Du Deine. Es sind zwei, merkst Du das? Deswegen kannst Du die Handfläche nach unten und nach oben drehen.”

Besonders faszinierend war, als wenige Tage später für den Großen die unerwartete Situation kam, beim Arzt Blut abnehmen lassen zu müssen.
Auch da habe ich versucht zu erklären, dass man dann nach dem Piks im Röhrchen sieht, dass wir rotes Blut in uns haben. Das ist sonst nur gut in unserem Körper verpackt, aber für die Untersuchung brauchen die Ärzte etwas davon. Seine Antwort: “Meinst Du so Blut, wie man das am Skelett zuhause am Hals sieht?”

Und ja- an dem Modell ist auch an der Halswirbelsäule ein Stück der Blutversorgung ersichtlich- und die Austrittsstellen der Nerven. Selbst mit der Zeitverzögerung war bei ihm hängengeblieben, was wir uns angeschaut hatten. Es waren echt nicht nur Knochen, es gab auch ein Stück “Blutbahn” zu sehen. Daran konnte ich mich selbst kaum erinnern.

So war es für mich eine doppelte Freude, mit den Entdeckungen am Skelett und der Sichtbarmachung unserer innenliegenden knöchernden Strukturen, für mehr Bewusstsein und Neugier zu sorgen. Und– seine Angst reduzierte sich. Diese Variante hilft, wenn wir älter sind, genauso. Für unsere Körperwahrnehmung ist es eine große Hilfe, ein inneres Bild davon zu haben, wie wir gebaut sind und ein bisschen mehr über die Abläufe im Körper zu verstehen. Auch deswegen erkläre ich gern in Workshops oder auch bei einer Behandlung, was wo wie miteinander verknüpft ist- oder warum vielleicht die Natur so einfache und auch komplexe Systeme erfunden hat. http://blog.tina-knape.de/2020/02/21/fuer-gute-nachbarschaft-im-koerper-sorgen/ Wenn man einmal weiß, von wo nach wo ein Muskel verläuft, hilft das, bei der Dehnung die richtige Ausgangsstellung zu finden. http://blog.tina-knape.de/2019/06/14/dehnen-macht-spass/

Wenn wir wissen, wie eine Wundheilung vonstatten geht oder was es beim Gang zu beachten gilt, http://blog.tina-knape.de/2020/01/24/gangschule-was-ist-das/, sorgt das für eine bessere Wahrnehmung und leichtere Korrektur unserer Ausweichbewegung.

Also- einfach mal bei Knieschmerzen die dazugehörige Anatomie googeln und staunen, wie das Gelenk mit der umliegenden Muskulatur und den verschiedenen Bändern so aufgebaut ist. Oder wenn ein Virus kursiert, lohnt es sich, mal nachzulesen, wie und wann er im Körper greift.

Wahrnehmung kann so vielschichtig sein- und Anatomie so spannend, auch für einen Laien. Wobei wir eigentlich keine richtigen Laien sind. Schließlich haben wir alle gerade einen Körper dabei, ob wir ihn nun gut spüren oder eben nicht. Diesen Dauerbegleiter besser kennen zu lernen lohnt sich auf alle Fälle und in jedem Alter!!

Viel Freude dabei.

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