Im Leben und auch während meiner Arbeit wird ein “von-bis” deutlich, in dem wir uns stets befinden. Es ist spannend, das auch auf körperlicher Ebene zu betrachten. Wir sitzen nicht nur gerade- sondern auch krumm. Wir beugen nicht nur den Arm, sondern strecken ihn auch aus. Wir haben Spannung im Zwerchfell und Beckenboden- und wir sind (sogar gleichzeitig) auch locker und elastisch da, wenn alles gesund läuft. Wir können ganz leise- aber im besten Fall auch ganz laut sein. Unser Körper ist fähig, richtig schweres zu bewältigen- und auch Ruhe in der Nacht zum Regenerieren zu finden.
So ist es auch mit einem deutlichen Ja- aber auch Nein http://blog.tina-knape.de/2019/11/08/grenzen-testen-beim-selbstverteidigungskurs-ein-erfahrungsbericht/. So gibt es Sonne und Mond, Tag und Nacht, Mann und Frau, Plus und Minus, oben und unten, weich und hart, links und rechts, spitz und stumpf, innen und außen, nah und fern, unter Strom und gechillt.
Ein häufig verwendetes Bild über das Auf und Ab im Leben ist der Herzschlag. Es geht hoch und runter. So ist es auch in unserem Erleben. Es gibt Höhen und Tiefen, Hoch-Zeiten und tiefe Einschläge. Das gehört beides dazu. Wenn es nur noch ein gleichförmiges ———————— ist, ist das Leben vorbei.
Das Bild kann man auch wunderbar auf Spannungen und Ent-Spannungen übertragen. Es gibt einen hohen Tonus- und es gibt grundentspannte Momente. So sollten wir die Selektivität in unserem Körper spüren, hochfahren zu können, wenn Gefahr lauert, wenn viel Aufmerksamkeit im Außen verlangt ist. Und gleichzeitig uns bewahren, dass wir die Momente erkennen, in denen wir im Körper landen http://blog.tina-knape.de/2019/07/12/im-koerper-landen/ und runterfahren können.
Neulich hatte ich ein interessantes Körperwahrnehmung-Gespräch mit einem hochtourigen Patienten. Er kam direkt vom Meeting (in-house-Therapiefläche) und musste danach zum nächsten Termin. Meine Einstiegsfrage war: “In welchem Gang fahren Sie gerade?”
Das Tolle an intelligenten Menschen ist: Sie sind auch schnell im Kopf. Zielrichtung meiner Frage sofort verstanden, kam als prompte Antwort: Er komme gerade im 5. Gang an und schalte im Behandlungsraum in den 4. runter… Grundsätzlich hat er aber natürlich eine 6-Gang-Schaltung. Eine meiner nächsten Fragen war: “Gibt es Gelegenheiten an Ihrem Tag, an dem Sie mal in andere Gänge schalten? Benutzen Sie auch den 2. und 1. Gang?”
Antwort: Ja… es existieren die niedrige Gänge auch; benutzen, eher nicht. Selbst abends zuhaus (mit Kleinkind und müde gestillter Partnerin) fährt er mindestens im 3. Gang, selten schaltet er in den 2. runter- und beim Schlafen gehen geht es direkt auf “Parking position” über.
Was das Bild auch ihm verdeutlicht hat: Ja, er steht krass unter Strom die meiste Zeit. Und er versteht, das Leben ist auf und ab, hell und dunkel, mal echt viel, aber im besten Fall auch mal wenig los, Gasgeben, aber eben auch bremsen. In einem Tag sollte im besten Fall für jede Gang-Art etwas dabei sein. Je nach Lebensmodell und Jobwelt bleibt scheinbar für die Ruhe und die Pausen nur immer so wenig Zeit… und der Anspruch ist häufig auch ein wilder Antreiber.
So ist es auch nötig, in unserem Körper wachsam zu sein. Wir können mal krumm sitzen. Dafür ist der Körper durchaus auch gebaut. Stetig einen Rücken wie “Stock im Arsch” ist auch nicht physiologisch. Wir können mal Fettiges essen- dafür gibt es die Gallensäfte, die eben solches verdauen helfen. Und doch ist es gut, dass auch das nicht Überhand nimmt. Wir können unsere Füße in hohe Schuhe stecken (wer da Lust drauf hat), aber es ist toll, wenn barfuß und mit Turnschuhen auch noch geht. Wir können auch mal “Schluffis” sein und es ohne Bewegung und Sport eine Weile kompensieren. Doch der Körper dankt es auch, wenn wir ihn in seiner Spannkraft unterstützen und ab und an in Funktionen nutzen und dabei Muskulatur in Anwendung aufbauen.
Es geht -nicht überraschend- um Balance. Es geht um das Von UND das Bis. Den Ausgleich. Die Beobachtung unser selbst: Auf welcher Seite kippt die Waagschale eher ins Ungleichgewicht? Wo braucht es eher ein bisschen mehr Antidot?
Somit: Gucken Sie gern mal: In welchem Gang sind Sie denn am meisten unterwegs? In welchen Bereichen wäre ein bisschen weniger gesund? Von was wäre ein bisschen mehr ganz gut? Wahrnehmung und Erkenntnis ist ein wesentlicher Schritt.
Ich wünsche ausgewogene Zeiten!