Danken, Annehmen, Verzeihen… das sind die drei heilsamen Wege, die im besten Fall am Ende jeder Therapie stehen. Es ist die Frage, zu welchem Schritt man innen stimmig schon bereit ist. Es ist gut, die jeweilige Größe und bestehende Verbundenheit damit abzustimmen, damit es sich wirklich als Gefühl in einem ausbreiten kann.
Losgelöst davon ist Dankbarkeit ein Gefühl, was auch ganz ohne “Patienten-Status” allein für den Weltfrieden sich lohnt zu kultivieren ;).
Vielleicht kennen Sie das, dass Sie dann und wann so Dankbarkeitswellen durchlaufen? Ich habe immer wieder Phasen oder Erlebnisse, wo ich geflashed bin von einem echten Dankbarkeitsgefühl, zum Beispiel was für wunderbaren Menschen ich begegnet bin. Und noch immer kommen Neue dazu.
Noch zu (ungeahnt bald endenden) DDR-Zeiten hatte ich schon das Glück, auf einen weitgestellten und kreativen, sportlich engagierten Artistik-Trainer zu treffen, der mir mit dem Medium “Bewegung” aufgezeigt hat, wie Lebensweise auch möglich ist. Er war vielleicht mein erster Lehrer im Leben, der mir die Vielseitigkeit und das Nutzen von Möglichkeiten vorgelebt hat. Da wir zu diesen Zeiten auch “nicht mal eben” irgendwo Jonglierkeulen kaufen konnte, hat er diese im Werkenunterricht aus Holz und Damenstrumpf mit uns gebaut. (Zugegeben, sie waren höllenschwer und auf dem Kopf sollten man sie besser nicht bekommen, aber der Schwerpunkt war an der richtigen Stelle, um eine gute Drehung hinzubekommen.) Auch vielleicht dadurch, dass nicht alles leicht und bezahlbar verfügbar war, entwickelte sich in uns Teilnehmern schon ein anderer Grundstock an Dankbarkeit und Wertschätzung, dass wir nach dem “Erschaffen” unserer Materialien die Möglichkeit hatten, damit zu trainieren und Neues zu lernen.
In den “Künsten” ist generell der Raum nicht so sehr mit Leistung gefüllt, sondern mit Kreativität, Ausdruck, Muße. Egal, ob Menschen auf dem Seil tanzen, bildhauern, schreiben, singen, zeichnen, nähen, entwerfen- es gibt kein echtes “Richtig und Falsch”. Es geht darum, seinen Weg zu finden, sich auszudrücken und sein Potential sichtbar zu machen. Wie dankbar bin ich, so früh auf meinem Lebensweg auf einen getroffen zu sein, der mich in diesen Teilen in mir unterstützt hat. Es half, diese Aspekte zu entdecken und zu entfalten.
So habe ich auch in meinem weiteren Verlauf immer wieder im Großen und Kleinen Lehrer und Lehrerinnen, Gleichgesinnte und Andersartige getroffen, die mich gelockt, herausgefordert, begeistert, gefordert und gefördert, begleitet, gesehen, auch ausgehalten haben. Immer wieder gab es Zeiten, in denen zur rechten Zeit ein wichtiger Impuls mich traf- auch zum Teil mehr oder weniger schmerzhaft-, der mich weiter vorwärts gebracht hat… und beim Weiten half und hilft.
Und so bin ich auch im ganz Alltäglichen meist dankbar, was für Menschen um mich rum immer wieder auftauchen und ein Stück des Weges gehen, der gerade auch der meine ist. So haben wir eine wunderbare Tagesmutter gefunden, bei der unsere Jungs in den besten Händen sind, um dass wir uns ohne schlechtem Gewissen anderen Bereichen des Lebens während der Betreuungszeit widmen können. So bin ich dankbar, über all die Jahre in einer stetig tiefen Verbindung mit meiner besten Freundin zu sein, auch wenn wir nie in der gleichen Stadt gelebt haben- und doch die verschiedensten Lebensphasen miteinander geteilt und mitgefühlt haben. So bin ich dankbar, dass meine großartige Yogalehrerin, mit der ich erste Workshops in die Welt bringe, mit dem Singen eines Mantras mich so tief im Herzen berühren kann, dass meine Augen sich mit Tränen füllen.
Doch Dankbarkeit mache ich nicht nur an Menschen fest und dem, was sie in mir auslösen. Auch ein Regenbogen fühlt sich an, wie ein Segen, wenn ich die Chance habe, ihn am Himmel zu entdecken und dem Naturschauspiel mit dem richtigen Timing ausgesetzt zu sein. Eine frisch vom Baum gefallene Kastanie mit ihrem einzigartigen Spiegel von einer Innen- und Außenwelt ist ein echtes Geschenk der Natur.
Ist es Ihnen möglich, dieses Gefühl der Dankbarkeit auch zuzulassen? Springt ein Gefühl von Dankbarkeit Sie auch manchmal an, dass, wenn ein Auto vor Ihnen ausparkt und seinen Platz frei macht und Sie so noch pünktlich zum Termin kommen, sich denken: Ach, danke. Das war jetzt genau zur rechten Zeit!? Können Sie ein freundliches Lächeln der Bäckersfrau am Morgen auch aufnehmen und zurückgeben, und damit ein Stück weit weniger unter der herbstlichen Regenwolke leiden? Kennen Sie die Situation, dass Ihnen jemand eine Aufgabe oder Arbeit abnimmt und es Ihnen somit Raum verschafft, sich etwas anderem Herzbestimmteren zu widmen- und Sie der Einsatz des Anderen dankbar stimmt?
Was sich lohnt, zu kultivieren, ist, es auch auszusprechen. Ein schlichtes “Danke” bewirkt so viel. Es ist wunderbar, es zu empfinden und dem dann auch Ausdruck zu verleihen und es zu teilen. Es einfach mal sagen: Dankeschön! Einfach mal zurücklächeln, wenn einen ein freundlicher Blick streift. Die Gelegenheiten zum Dankbar sein wahrnehmen, nutzen und ausbauen. Das macht eine gute Stimmung in einem selbst- und auch darüber hinaus. Manchmal kommt es zeitversetzt, manchmal spürt man es schon währenddessen. Es ist heilsam, wenn wir auch solche Gefühle miteinander teilen, außer http://blog.tina-knape.de/2019/10/11/traurigkeit-und-wut/. Es ist schön, auch die kleinen Dinge im Alltag mit Dankbarkeit wahrzunehmen, weil sie sind. Es ergeben sich immer wieder besondere Augenblicke: Ein gesundes Kind (trotz anstrengenden Wachstumsschüben); ein goldener Herbsttag; ein freundliches Zunicken des Busfahrers; ein leckeres Essen, was einem jemand zubereitet hat; ein Erlebnis, was einen berührt, der Sonnenaufgang am Morgen…
Ein Danke trägt und macht das Herz weit.