Traurigkeit und Wut

Ich lese gern Bücher von Jorge Bucay und liebe seine Art der Geschichten und die Art und Weise zu schreiben und zu berühren. Deswegen ist meine Buchempfehlung auch diese: http://blog.tina-knape.de/2019/06/09/meine-buch-herzensempfehlung-von-jorge-bucay/

In einem anderen Buch von ihm, es heißt “Geschichten zum Nachdenken”, erzählt er eine Geschichte von der Traurigkeit und der Wut. Diese beiden Emotionen begegnen uns im Leben und mir auf der Behandlungsbank auch immer wieder. Innerhalb der Organsprache wohnt die Wut eher im Bauch (oder spezifischer in der Leber und Galle) und die Traurigkeit im Brustkorb. Herz und Lunge leben das Traurig sein.

Wut und Traurigkeit sind siamesische Zwillinge. Das eine kommt selten ohne das andere. In der Geschichte beschreibt Bucay es so:

Die beiden gehen in einen klaren Zaubersee baden. Beide ziehen sich aus und: “Die Wut, die es – wie immer- grundlos eilig hatte, nahm ein schnelles Bad, und genauso schnell war sie dem Wasser auch schon wieder entstiegen. … So geschah es, dass sie nicht in ihren eigenen, sondern in den Anzug der Traurigkeit geschlüpft war. Und als die Traurigkeit verkleidet, ging die Wut davon.

In aller Ruhe und Bedächtigkeit, bereit, wo sie sich gerade aufhielt, auch ein wenig zu verweilen, beendet die Traurigkeit ihr Bad… Am Ufer bemerkte sie, dass ihre Kleider nicht mehr da waren. Wie wir alle wissen, gibt es kaum etwas, das der Traurigkeit unangenehmer wäre als ihre Blöße. Also zog sie die einzigen Kleider an, die sie finden konnte: den Anzug der Wut.

… nimmt man sich die Zeit und schaut etwas genauer hin, so wird man bemerken, dass diese Wut nur eine Verkleidung ist…”

Es ist wunderbar, dass wir fühlen. Gleichzeitig ist es gut, mit dem Bewusstsein zu arbeiten und zuzuordnen, wo welche Emotion wohl eher hingehört. Es ist empfehlenswert, Ausdruckskanäle dafür zu finden, diese Wucht an Gefühlen auch rauszulassen und dann auch wieder zu befrieden. Siehe auch hier: http://blog.tina-knape.de/2019/03/30/wege-des-ausdrucks-ausdruck-als-weg-2/ So sitzt es nicht alles fest und packt den Körper voll. Ausdruck schafft Raum zum Atmen, Spüren, Entscheiden… Wenn Ihnen das nächste Mal die Wut oder die Traurigkeit begegnet, begeben Sie sich doch mal auf Entdeckungsreise zu dem anderen Teil, der sich da verkleidet hat. Es lohnt sich, um ein kompletteres Bild zu bekommen. Sich “Zeit nehmen” passt auch gerade wunderbar in den Herbst und die Einkehr nach innen. Hand aufs Herz.

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