Das neue Jahr ist nun durch die Tür gehuscht. Beste Wünsche für ein wohliges, beschütztes, zauberhaftes 2024.
Die Ausrichtung für dieses Jahr möchte ich gern aus meinen frischen Erlebnissen im Zirkus ziehen. So war ich diese Woche im Publikum einer Zirkusshow von Carl Busch und es hat mich in vielerlei Hinsicht berührt und bewegt. Mein Hobby in Kindheit und Jugend war die Artistik. Als junges Mädchen bin ich über das Seil balanciert. Ein bisschen jonglieren und Handstand geübt haben wir zusätzlich alle in meiner Sportgruppe. Ich konnte tolle Erfahrungen mit Bewegung und Kunst sammeln, ohne das es dabei um Konkurrenz ging. Es ging dabei um die Freude am Sportlichen und doch auch um den künstlerischen Ausdruck. Die Artistik hat mir Türen geöffnet. Schon mit 15 Jahren konnte ich nach Japan reisen und auf andere Künstler und Kreative treffen. Noch immer bin ich meinem Trainer Franz für all die Erfahrungen und Unterstützung dankbar. Vielleicht waren das meine ersten Meilensteine, die intensiver in meinen Zellen verhaftet sind, als es mir bewusst ist. Es hat mir aufgezeigt: Viel ist möglich. Und es gibt so vielseitige und verschiedene Arten von Bewegung und Lebensweisen. Dabei ging es nie um “richtig” und “falsch”. Es ging um ein komplexeres Bild, eher um die Schönheit des Zusammenspiels.
Als Zuschauerin bei einer Zirkusshow berührte mich nun ein weiterer Punkt mittendrin. Zu sehen gab es nicht nur die pure Perfektion, wie man sie beim Cirque du Soleil findet. Es war die Perfektion im Imperfekten. Es waren Artisten jedes Alters und jeder Statur dabei, die ohne Zweifel Hochleistung abliefern. Besonders schwierige Tricks klappten nicht nur beim ersten, sondern manchmal auch erst beim zweiten Mal. Und das Wunderbare ist: Es gab in der Manege die Möglichkeit, als Publikum eine zweite Chance mitzuerleben. Es war Raum da für eine Wiederholung — und die Chance, beim zweiten Mal zu zeigen, was man drauf hat. (Und dabei sprechen wir von beispielsweise einer Frau, die jonglierend nicht nur auf den Schultern eines Mannes steht, sondern dabei auf seinen Kopf steigt.)
Für Hunderte im Publikum war ersichtlich: Nicht alles klappt beim ersten Mal. Das passiert. Jeder und jede fällt einmal herunter. Doch es gibt die Möglichkeit, es noch einmal zu probieren und zu zeigen, was man drauf hat. Fehler sind menschlich. Abstürze auch. Und sich berappeln gehört dazu.
Diese Sicht möchte ich mit in das neue Jahr nehmen. Sich zu bemühen, dran zu bleiben, sein Können zu zeigen — und sich und anderen eine zweite Chance einzuräumen.
Auf ein wunderbares, (im-)perfektes neues Jahr.