Weihnachtsschnipsel

Kreatives Schreiben, Foto: Yasmin

Die Elternschaft der 2020iger Jahre kann sich in Sachen Overload nicht genug aufhalsen. Diese Generation scheint das Gefühl zu haben, erhaltene Weihnachtstraditionen sind nur wiedergekäute alte Advents-Paste. Alles braucht ein Upgrade.

So reicht ein selbstgesägter, veganer Biobaum, Türme von individualisierten Geschenken, der Anspruch an selbstgebastelte Grußkarten aus dem neuesten Insta-Tutorial oder das “Weihnachtskranz-selber-stecken in einer Kartoffel” nicht aus. Nein, auch Adventskalender für jedes Familienmitglied sind in jeglicher Couleur von 24 Gewürzen über 24 Badewannenzusätze bis Whiskey in 24 kleinen Fläschchen ein neues Muss.
In meiner Kindheit befand sich im Bauch eines wiederbefüllbaren Pappweihnachtsmannes jeden Tag ein Schatz, der in die Größe einer Streichholzschachtel passte. Und heutzutage — zu all den täglichen Schul- und Sportvereinsweihnachtsfeiern, die sich über selbstgebackene Mitbringsel freuen– zieht zu alledem bei den Familien, die wirklich etwas auf sich halten, jetzt auch noch weit vor Weihnachten und bis ins neue Jahr hinein ein Wichtel ein! Dieser macht Streiche, hängt mit Luftballons Jacken an die Zimmerdecke, raspelt in der Nacht Kartoffeln zu Chips oder legt eine Mehlspur durchs Treppenhaus. Der Wichtel 2025 trägt einen nordischen Namen, ist frech, kreativ, unerzogen, witzig und ist vor allem Nachts besonders hochaktiv, während die Kinder schlafen (sollen). Er überbietet sich jeden Tag selbst an Kreativität. Sehen kann man ihn nie. Vermutlich schleicht er sich tagsüber heimlich aus dem Haus und fährt mit einem Taxi nach Paris. Doch in der Zwischenzeit ist seine Wohnungsausstattung überbordernd. Er besitzt natürlich eigenes kleines Spielzeug, Milchkannen, Briefkasten… Vermutlich hat er eine voll ausgestattete Wohnung hinter der Tür an der Wand, zumindest ist sein gut sortierter Vorgarten mit allerlei Equipment für Jederkind ersichtlich. Einfach nur einen schlichten Tannenzweig — damit gäbe er sich nicht zufrieden.

So auch nicht die Kinder der Generation Alpha. Wenn dann am Heiligen Abend das Christuskind nackt in Stroh gebettet, in einer Krippe liegend uns an die Schlichtheit des Heiligen im Leben erinnern soll, weiß man trotzdem nicht, was denn der Wichtel zuhause wieder für neuen Schabernack treibt.

Besinnliche, stille Weihnachten.

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