Mit meinem Wechsel in eine andere Praxis innerhalb der Stadt, verändert sich für mich auch gerade das Hauptbeschwerdebild der Patienten und deren Berufsfelder. Vom Gerüst gestürzte Bauarbeiter gehören jetzt nicht mehr dazu, sondern eher Studierte, die seit Jahren als Standard lange Tage im Büro verbringen. Deren Kopf arbeitet schnell wie ein ICE, der Körper hingegen muss in langen monotonen Haltungen ohne Abwechslung den Tag verbringen.
Dadurch, dass die Arbeitshaltung eher stetig in nach vorn ausgerichteten Positionen stattfindet, fehlt dem Körper jegliche Verdrehbewegung im Rumpf. Ein Handwerker hat bei seiner Arbeit eine Alltagsroutine, in der er sich in ganzen Muskelketten bewegt. Um ein Werkzeug unten links zu greifen und oben rechts einen Nagel in die Wand zu schlagen, benötigt es eine gesunde Dreidimensionalität. Im Büro hingegen finden eher eindimensionale Körperbewegungen statt. Selbst eine Abwechslung der Muskelspannung durch Beugung und Streckung der Wirbelsäule, ist viel zu rar. Somit kann man physiotherapeutisch betrachtet die folgenden Aussagen treffen, was “Büro-Körper” (gilt auch im Homeoffice) am meisten brauchen:
- Einrollen und Aufrichten in der Wirbelsäule. Das durchbricht die Monotonie der Sitzposition.
- Twists. Jegliche Verdrehbewegungen im ganzen Rumpf sorgen für ein Aufknacken der Festigkeiten und ein Verbindungen schaffen zwischen oben- Mitte- unten im Körper.
- Dehnung bzw. Öffnung des Hüftbeugers und des vorderen Oberschenkelmuskels. Durch das lange Sitzen kommt zu wenig Streckung in die vordere Kette der Muskulatur. Deswegen braucht es dafür Extra-Input und Stretch.
- Invest in das eigene Körpergespür. Es ist wichtig zu bemerken, wie hoch die Grundspannung im Körper ist. Nur so ist es möglich, dieses Muster zu durchbrechen. Spürauftrag: Wie viel Spannung brauche ich — wie viel Spannung habe ich?
- Selektivität. Stabilität und Mobilität existieren zugleich und wechseln sich ab.
- Frische Luft; Zeiten, des Nicht-erreichbar-seins und eine abwechslungsreiche, ausdrucksstarke Freizeitgestaltung
Sollten Sie aktuell nicht bei einem Physiotherapeut/in in Behandlung sein, um sich geeignete simple Übungen zeigen zu lassen, finden Sie unter anderem Inspiration für passende Bewegungen beispielsweise hier:
Auch Augenübungen sind eine wichtige Abwechslung zur PC-Arbeit, um die Starre und den monotonen Fokus der Augen zu durchbrechen http://blog.tina-knape.de/2019/04/28/augenuebungen-fuers-buero/ und im gesamten Körper besser wieder anzukommen.
Auch die mentalen Spannung trägt zum Tonus im Körper bei. http://blog.tina-knape.de/2022/08/04/das-glas-abstellen-koennen/
Resümee: Ihre Brustwirbelsäule (BWS) lässt sich natürlicherweise wunderbar drehen — und tut das vermutlich viel zu selten. Führen Sie dafür spezifische Übungen aus, spüren deren Wirkung und integrieren Sie diese in Ihrem Alltag (auch am Schreibtisch). Ein Durchbrechen des langen monotonen Musters ist wichtig, um das Ihre Beweglichkeit, der Fluss und ein verbesserter Stoffwechsel wieder in Schwung kommt. Das setzt verstockte Energien frei. Im Bereich der BWS liegt unsere Schaltzentrale des Vegetativums, was für unsere Regulation im Körper zuständig ist. Mit einer höheren Mobilität in diesem Bereich, unterstützen Sie mit wenigen Bewegungen Ihr Zentrum und spüren einen merklichen Effekt, wie es Ihnen beim Durchatmen und Entspannen hilft.
Frohes Drehen statt Durchdrehen ;).