Zugegeben, es brennt mir schon so sehr unter den Nägeln, dass ich dieses, mein kleines Sprachrohr nutzen möchte, um in einem ganz konkreten Beispiel wachzurütteln.
Im Rahmen meines Jobs als Physiotherapeutin komme ich auf wunderbare Art und Weise mit den unterschiedlichsten Menschen in den verschiedensten Berufen, Altersstufen und Positionen zusammen. Rückenschmerzen haben oder sich gefährlich in den Finger schneiden kann schließlich jedermann und jederfrau. Und da es beim Behandeln durchaus Raum für persönliche Gespräche gibt, habe ich eine kleine Umfrage gestartet: Was ist dieses Jahr bei Euch hinsichtlich Weihnachtsfeier geplant — egal, ob seitens Arbeitgeber oder Arbeitnehmer?
Die meisten Antworten: ein großes Schulterzucken. “Wir können dieses Jahr ja nicht feiern” ist eine sehr häufige, meines Erachtens jedoch nicht zu Ende gedachte Antwort. Ja, es stimmt, SO WIE NORMALERWEISE können wir nicht feiern. Viele Leute auf engem Raum, Alkohol, womöglich tanzen, schwitzen, ausgelassen sein… so geht es 2020 nicht. Zu viele Regeln. Gerade ist ja nicht mal ein Umzug mit Hilfe von Freunden erlaubt.
Doch als einzige Konsequenz das Fest “ausfallen lassen” (so wie schon das Sommerfest und die Geburtstagsfeier etc.) oder auf das große unbekannte “Danach” zu verschieben, ist nicht die einzige Herangehensweise. Dann würden wir im Sommer 2032 wohl ziemlich viel Party machen. Als Lösung braucht es Wachheit und KREATIVITÄT, um sich Alternativen einfallen zu lassen.
Die arme Gastro-Szene krankt. Das wichtige Vorweihnachtsgeschäft ist vermutlich nach diesem schrulligen Jahr auch noch hinfällig. Aber hey, aufgewacht! Es braucht gerade in Zeiten wie diesen andersartige Ansätze und einen Blick auf den Kern des Ziels! Wofür ist denn sonst eine gemeinsame Feier in der Firma da? Essen, Musik, Ausflug und Co sind doch ein Mittel, ja eine Brücke, um zu vermitteln: Schön, dass Du da bist. Schön, dass Du für uns im Einsatz bist. Schön, dass wir hier auch mal außerhalb des Jobkontexts zusammenkommen und uns als Menschen und nicht nur als Mitarbeiter oder Fachkollegen begegnen.
All das, was zwischen den Zeilen und in den Lücken stattfindet, fällt gleichermaßen aus oder wird auf einen fiktiven Termin in eine undurchsichtige Zukunft verschoben.
Was es wohl braucht, wenn wir unsere alten Weihnachtsfeier- Klassiker nicht abrufen können, ist Kreativität! Also Frage 1: Was will ich mit einer Feier für meine Mitarbeiter zu einem Fest oder als Jahresabschluss eigentlich transportieren?
Frage 2: Wie bekomme ich diese Botschaft mit Blick auf die veränderten Rahmenbedingungen bzw. Corona- Bedingungen auch 2020 umgesetzt?
Dabei kommen vielleicht individuelle Lösungsansätze heraus: Cocktails to go (und als Lieferservice) ordern, Delivery- Essen, in speziellen Behältern, die man im Wasserbad oder im Backofen zuhause fertigkocht, zusenden– und anschließend mit den Kollegen bei Zoom treffen; Essensgutscheine, wo es sich jemand einen Abend lang (mit seinem Partner bzw Partnerin) gutgehen lassen kann.
(Das Problem bei Gutscheinen ist ja leider nur, dass sie auch manchmal einfach an der Pinnwand verstauben, wenn man nie einen richtigen Anlass findet…) Weiteres: Jeder bekommt einen Obstkorb, eine Kaffeelieferung oder eine Flasche Wein (gibt es auch alkoholfrei) nach Hause geliefert. Vielleicht findet man sogar noch eine Branche, die man mit seinem Invest in Krisenzeiten unterstützen kann. Oder jeder Kollege schreibt einem anderen Kollegen eine echte Postkarte. Mitarbeiter/innen malen Wunschzettel und wirken mit, was ihnen denn beim “Danke fürs Jahr” am Herzen liegen würde… Das sind nur kleine Ideen, um Sie anzustacheln, sich in Bewegung zu begeben.
Verbundenheit und ein “Gesehen sein” (wie ja auch schon hier beginnend beleuchtet: http://blog.tina-knape.de/2020/11/12/sehen-und-gesehen-werden/) ist gerade wesentlicher denn je. Ein “Ausfallen lassen” ist in diesen ungewissen, aufwühlenden und ungewohnten Zeiten in meinen Augen gerade der falsche Impuls. Die Sehnsucht nach Miteinander und Zugehörigkeit ist groß. Viele Mitarbeiter engagieren sich aus dem Homeoffice. Der unkomplizierte Schnack mit dem Kollegen in der Kaffeebar fällt weg. Andere sind “in erster Kontaktreihe” unterwegs und arbeiten in den verschiedensten Jobs mit Maske und immer komplexer werdenden Hygienekonzepten, sowie zum Teil unglücklichen Kunden, deren Launen sie mehr denn je abfedern müssen. Gerade die Gesamtlage braucht deshalb einen wichtigen Impuls, was reinzugeben und in das Menschliche zu investieren.
Das Jahresende 2020 wird anders. Letztes Jahr drehte sich eine Patientin noch um ganz andere Themen: http://blog.tina-knape.de/2019/12/19/vorweihnachtsentspannung-praktische-ideen-fuer-auswege-und-trotzdem-mittendrin/ Das Blatt hat sich vermutlich gewendet, wenn wir uns nun in diesem anderen Setting befinden. Es wird dieses Jahr nicht so “leicht”, nicht so Standard, anders emotional. Dennoch: ein Jahresabschluss und ein “andersartiges Feiern” ist trotzdem möglich. Mit Wachheit, Wille und Dankbarkeit bekommt man auch jetzt etwas auf die Beine gestellt. Essen und Trinken, gute Musik und die Freude am Zusammenwirken ist immer noch verfügbar.
Lasst Euch was einfallen und honoriert mit einem andersartigen Fest Eure Mitarbeiter/innen und Euch selbst. Das Jahr war nicht so leicht so rocken wie andere. Und gerade deshalb: Aufgewacht!
Lösungen lauern überall!
Weihnachten hat schon die Pest und den 30jährigen Krieg überlebt. Es genügt ein Stern, eine Geschichte, ein Geschenk und ein Mensch, den man mag. Fertig.