Sehen und gesehen werden

Neulich fuhr ich hinter einem internationalen LKW und war dabei gleich auf mehreren Ebenen angesprochen. Mich sprang zuerst an: Can’t see my mirrors? Then I can’t see you! “Wenn Du meine Rückspiegel nicht sehen kannst, kann ich Dich auch nicht sehen!”

Und mir fiel auf: Krass, ich sehe echt keinen einzigen Spiegel! Der Fahrer kann mich also wirklich nicht wahrnehmen.

Der zweite Punkt, an den ich dachte: So ähnlich ist das auf der emotionalen Ebene auch! Häufig bekomme ich das als Resümee im Coaching bezogen auf das eigene innere Gesehen sein. Sieht und liebt man sich selbst nicht, ist es auch schwierig, sich von anderen gesehen und geliebt zu fühlen. http://blog.tina-knape.de/2020/02/14/der-mehrwert-der-selbstfuersorge/

Auch Visionieren funktioniert so. Ein Ziel zu erreichen ist nicht möglich, wenn man selbst diesen Fixstern, diese Vision nicht sieht. Es lohnt sich, sich auszumalen, wie es eines Tages mal werden soll und was in einem und im eigenen Leben möglich ist. So hing jahrelang das gleiche Kalenderblatt von einer mich berührenden Stupa in meiner kleinen Hamburger Wohnung, bevor ich dann vor ziemlich genau 6 Jahren tatsächlich vor diesem Kraftplatz in Nepal stand.

http://blog.tina-knape.de/2020/06/04/hausaufgabe-21-lebensziele-aufschreiben/

Auch bei der Linderung oder Heilung von körperlichen Beschwerden braucht es ein inneres Sehen. Um die Chance auf eine Verbesserung zu erhöhen, ist eine innere Reise durch die verletzten Strukturen eine gute Therapiemöglichkeit. Konkreteres dazu folgt bei Gelegenheit in einem separaten Blogpost. http://blog.tina-knape.de/2020/11/19/koerperreise/

Als dritter Punkt ging mir durch den Kopf: So ist bzw. sollte es auch in Unternehmen sein. Es ist ein wesentlicher Punkt, dass sich jeder einzelne gesehen fühlt, damit die Mitarbeitermotivation nicht krankt. Verteilt der Chef die Aufgaben so, dass jeder ein Stück weit Eigenverantwortung trägt und als Ansprechpartner für einen Aspekt/ Fachgebiet/ Aufgabenfeld dient, ergibt sich ein “gesehen sein”, sinken die Unlust und damit Krankheitstage.

Auch dafür sind Sommerfeste, Firmenparties, Weihnachtsfeiern da, dass ein Miteinander entsteht und sich jeder Mitarbeiter ein Stück weit wahrgenommen fühlt. Gemeinsame Zeit mit Kollegen ist ein kleines Extra, was Anonymität abbaut und Persönlichkeiten positiv unterstützt. Auch und gerade in Zeiten von Corona ist es nötig, dass Unternehmer oder Abteilungsleiter mit kreativen Lösungen eine andere Form von “ich sehe Dich” bieten, wenn ein Firmenausflug oder gemeinsamer Restaurantbesuch nicht möglich bzw. regelkonform ist.

Welche dieser Aspekte fallen Ihnen selbst schwer, wahrzunehmen? Wo kann Ihr eigener Rückspiegel nicht gut hingucken? Was ist verdeckt, vernebelt, verdunkelt — und tief drin doch da und sehnt sich, sichtbarer zu sein? Wofür ist nun die Zeit gekommen, mehr preiszugeben und somit sichtbarer und transparenter zu werden? In welchen Bereichen würden Sie sich wünschen, “gesehener” zu sein und dafür ein Feedback zu bekommen?

In meinem Fall hätte mir eine leuchtende Jacke auf dem Motorroller viel zu nah hinter dem LKW auch nicht dabei geholfen, sichtbarer zu sein. Mehr Distanz oder einen anderen Standort auf meiner Spur hätten die Chancen hingegen erhöht, gesehen zu werden. Es muss nicht immer lauter und schriller sein, um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Manchmal bringt Klarheit und Raum in einem und dem anderen Gegenüber vielleicht eher die gewünschte Wahrnehmung.

Take care.

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