Mitten in diesem goldenen Spätsommer ist es eine wunderbare Gelegenheit, zu ernten, was wir säen.
Wenn wir die aktuelle (mitteleuropäische) Natur als Spiegel nehmen, ist es erstaunlich und bewundernswert, was es uns an Ernte zur Verfügung stellt. Die Weintrauben sind zu leckeren Früchten herangewachsen, die Äpfel sind frisch, knackig und lecker. Zwetschgenkuchen schmeckt in dieser Jahreszeit wunderbar. Die Natur zeigt all ihren Reichtum noch einmal auf, bevor sie sich mehr und mehr in Richtung Rückzug in Herbst und Winter verabschiedet.
Jetzt ist die Zeit, zu ernten. Auch auf dem Weg durch den Sommer gab es immer wieder andere Gelegenheiten, zu genießen, vielleicht wird es einem da in der Fülle der Farben und Möglichkeiten nicht so bewusst. Doch auch da gab es kleine süße Beeren, Gemüse in großer Vielfalt, Zwischenergebnisse. Und nun gibt es nochmal einen besonderen Endspurt.
Eine Patientin erzählte mir diese Woche, wie schwer der Start mit ihrem Frühchen-Baby damals war, wie viel Arztbesuche und Therapien sie am Anfang mit ihm besuchen musste, welches Engagement es bedurft hat. Bis ins Kindergartenalter hat er kein Wort gesprochen. Jetzt ist er 10 Jahre alt, bilingual, gut in der Schule, in zwei Sportvereinen sehr aktiv, unabhängig, agil. Ich konnte die Anstrengung und die Intensität, die es damals brauchte, noch immer hören und spüren- und es ist gleichzeitig gut, auch zu sehen, was JETZT ist- und auch ernten. Ernten, was es auch alles vorangebracht hat und wo er jetzt steht- und sie als begleitende Mutter auch Raum bekommt für eine neue Rolle.
So ist es wohl auch in unserem Leben. Wir investieren viel, lenken unsere Aufmerksamkeit auf Dinge, in uns und um uns herum, was wir unterstützen wollen und beim Heranwachsen, Verbessern, Weiten begleiten. So gibt es in der Natur eine Zeit des Säens, Blühens, Reifens. Und irgendwann ist auch Ernte-Zeit. Und den Moment sollten wir nicht verpassen.
Was haben Sie dieses Jahr in die Wege geleitet, wo Sie (erste) Ernteergebnisse einfahren? Welche süßen Früchte können Sie nun genießen? Was ist gut, sich gewahr zu werden, wo auch schon Resultate sichtbar werden und schmecken? Worin haben Sie viel Aufmerksamkeit und Energie gesteckt- und was gibt es zurück?
Manchmal ist es ein freundliches, routiniertes Hallo zum Nachbarn, was zu einem “He, ich habe gerade Kuchen gebacken, willst Du ein Stück?” heranwächst. Manchmal ist es ein Kind, was es doch nun schafft, an der Straßenecke zu warten, so wie man es ewig versucht ihm beizubringen. Manchmal ist es eine alte Mutter, um die man sich kümmert- und ein Gefühl von Dankbarkeit sich einstellt, den Kontakt auch in schwierigen Zeiten gehalten zu haben. Manchmal ist es der konsequente Verzicht auf Ablenkung und den Fokus halten auf das Wesentliche, was neue Möglichkeiten hervorbringt. Manchmal ist es ein sich fitter fühlender und belastbarer Rücken, weil die Konsequenz eines regelmäßigen Trainings nun Früchte trägt und für mehr Stabilität sorgt…
Wie auch immer es bei Ihnen aussieht: Aufgepasst! Ernten nicht verpassen!