Landen-
ist auch auf körperlicher Ebene ein wunderbares Wort, wo Wahrnehmung helfen und wie Entspannung noch heißen kann.
Das Ziel ist, mit so viel Ent- und Spannung unterwegs zu sein, wie jeder tatsächlich (nur) braucht.
Es gibt so viele Gelegenheiten am Tag, wo wir landen können. Manchmal haben wir es nur einfach nicht genug auf dem Schirm. Gelegentlich scheint es nicht der beste Ort dafür. Nun, andererseits ist es der, an dem wir gerade sind. Es ist wichtig, den häufig zu hohen Grundtonus wahrzunehmen und umzuwandeln:
In noch mehr Ankommen im Moment; hohen Tonus abschütteln, der meist eh eher unnütz ist; den Atem frei fließen lassen.
Wie viel Spannung haben Sie? Wie viel Spannung davon brauchen Sie tatsächlich?
Eine Faustregel ist: So viel wie nötig, so wenig wie möglich.
“Entspann doch mal” ist bekanntlich nicht der beste Satz, der bei hohem Tonus hilft.
Es ist somit eher eine gute Grundübung, ein Gespür dafür zu entwickeln, wie hoch (oder eben nicht) das eigene Spannungsmuster ist.
Sind Sie ganz bei sich und mit sich gelandet? Ist Ihr Körper da, wo auch der Geist und die Aufmerksamkeit ist?
Häufig haben wir Situationen in unserem Alltag, an denen wir mehr anspannen als nötig wäre. Es zeigt sich in den Beinen, im Becken, im Brustkorb, in den Armen, im Nacken, im Kiefer, im Kopf.
Es lohnt sich, sein Körpergefühl zu schulen. Was ist gerade im Gange? Können Sie hier auch anders sitzen/ stehen/ zulassen? Will ich überhaupt hier sein? Dadurch werden aktuelle Spannungs- und Entspannungs- Phänomene erkenntlicher.
Morgens noch mit einem Tee oder Kaffee zu Hause sitzend, ist es gut, dabei auch schon wirklich zu sitzen. Wenn alles “auf dem Sprung” gebürstet ist, herrscht innen wie außen zu viel Aktivität. Reinspüren, trinken, atmen, sitzen. Das lohnt sich auch für nur 2 min. Achten Sie auf Ihre Atmung. Sie ist sonst zumeist flacher und schneller, als es für diese Art von Belastung/ Bewegung nötig wäre.
Spätestens, wenn wir am Arbeitsplatz angekommen sind, ist es empfehlenswert, auch da ganz anzukommen. In vielen Berufen sitzen heutzutage die Leute. Egal, ob Sie in einem Büro, einem Meeting oder im Bus (selbst als Fahrer) sitzen: Setzen Sie sich wirklich hin! Landen Sie auf Ihrem Sitzplatz. Geben Sie Ihr Gewicht wirklich dem Stuhl, der Sitzbank, dem Sofa… Dafür sind sie eines Tages mal gebaut worden. 😉
Mir ist durchaus bewusst, dass die Berufsfelder und deren Arbeitshaltung sehr bunt sind. Motorradreparateure stehen den ganzen Tag. Büromitarbeiter müssen viel denken, Deadlines überleben und Finger und Mäuse bewegen. Mitarbeiter im Baumarkt laufen herum und tragen und räumen. Erzieher/innen halten eine Gruppe sich ständig bewegender Kinder in Schach. Auf einem Containerschiff schwankt das ganze Gefährt und der Körper bleibt damit von außen stetig in einer Bewegung. Ja, es gibt so viele weitere Arbeits- und Aufgabenfeldern, in denen scheinbar ein Landen schier unmöglich scheint.
Es wird schwierig, das bunte Feld der Möglichkeiten hier universell zusammenzufassen. Doch, was auch immer Sie tun: Landen Sie in dem, was Sie als Arbeitsposition/ Aufgabe haben. Es gibt schließlich auch großflächige Landeplätze für riesige Langstreckenflugzeuge, aber auch in den verwinkelten Bergen gibt es verwegene Landemöglichkeiten für kleinere Maschinen.
Also: Wenn Sie sitzen, dann sitzen Sie richtig. Nicht richtig, im Sinne von korrekt aufrecht (das auch mal zwischendurch, aber auch nicht nur. Unser Körper lebt von Beugen und Strecken, gerade und krumm.). Sondern wirklich hinsitzen. Gewicht an den Stuhl abgeben. Landen. Ankommen. Ganz da sein. Der Sitzfläche wirklich zumuten, dass es Ihr Gewicht trägt.
Wenn Sie stehen, dann stehen Sie wirklich. Wechseln Sie eventuell mal das Hauptbelastungsbein. Kippen Sie das Becken in verschiedene Positionen. Aber landen Sie in der Arbeitshaltung, in der Sie sind. Lassen Sie die Beine aktiv sein, um den Rumpf und die Armbewegungen zu bewältigen. Und sollten Sie während Ihrer Arbeit viel rumlaufen, dann landen Sie in Ihren hoffentlich unterstützenden, passenden Schuhen. Kommen Sie an, in dem, wo Sie sind und was Sie tun… oder lassen.
Abends im Bett vorm Einschlafen lohnt es sich auch, in den Körper zu spüren, wie er auf der Matratze liegt. Gelandet- oder noch innerlich hochaktiv? Ist es möglich, mit der Unterlage wie zu “verschmelzen” und das Körpereigengewicht in den verschiedenen Auflageregionen abzugeben? Wo klappt es gut? In welchen Körperregionen ist es vielleicht eher schwieriger?
Nur, wenn wir richtig landen, können wir auch neu durchstarten. Nur wenn wir voll ausatmen, ist Raum da für eine adequate Einatmung.
Während Sie das hier lesen: Wie fühlt sich Ihre Grundspannung gerade an? Wie ist der Tonus im Becken?
Geben Sie der Welt Gelegenheit, Sie ganz zu tragen. Es braucht immer wieder Momente, in denen Sie abgeben. Loslassen. Nachgeben. Ankommen. Landen. Ausatmen.
Es wird was an Ihrer Grundspannung ändern und für mehr Balance sorgen. Und der Fluss im Körper kommt in Gang.
Bewegung ist auch ein Weg, wieder ein besseres Gespür für angespannt oder im Flow sein zu bekommen. Wenn Sie zum Sport gehen und danach dehnen, landen Sie in einer stretchenden Position und bringen damit auch tiefer liegende Strukturen wirklich auf Länge. Lesen Sie dazu auch hier: http://blog.tina-knape.de/2019/06/14/dehnen-macht-spass/
Eine weitere Variante ist, mit Ruhe die Aufmerksamkeit nach innen zu lenken und wahrzunehmen, was ist (und was nicht) und es abzugleichen.
Wie fühlt es sich am Morgen an? Und mittags? Wie ist es vor dem Sport? Währenddessen? Und wie ist es nach dem Sport? (Auch adaptierbar: vor dem Kaffee trinken/ Serie gucken/ sich über den Nachbarn aufregen/ Seele baumeln lassen…, währenddessen und danach. ;))
So schult man seine eigene Körperwahrnehmung, um auch schneller einer Grundspannung auf die Spur zu kommen.
Und dann begegnet Ihnen im besten Fall immer wieder mal ein Unbekannter, ein Therapeut, eine Thaimasseurin oder ein Freund, der auch dazu da ist, einem zu spiegeln, ob und mit wie viel Spannung man wohl so unterwegs ist. Nutzen Sie es als Feedback, noch mehr zu landen (oder für einen wohligeren Landeplatzstandort zu sorgen).
Auch Zeiten mit wunderbarem Surrounding, wo sich Ihr Körper und Geist gern mal einige Etagen weiter runterfahren darf, ist super zum Gespür entwickeln. Und wie fühlt sich das dann an, so ganz gechillt zu sein? Geht das denn auszuhalten? Wie ist die Spannung, der Schmerz, die Stimmung dann?
Reinspüren, Landeplatz vorbereiten (innerlich und äußerlich) und wirklich Ankommen im Hier und Jetzt- zeitlich, als auch als örtlich. Das ist das Ziel und ein wunderbarer Standort. Und lassen Sie sich überraschen, was dabei eventuell gleich noch alles auftaucht.
Landen (wollen) lohnt sich!