Auch ich komme um das Corona-Krisen-Erleben nicht drumrum und habe dazu nun schon das http://blog.tina-knape.de/2020/04/23/keine-pause-in-der-pause/ und Empfehlungen für verschiedene Körperübungen geschrieben. Nun beschäftigt mich ein neues Detail. Es löst Schulter zucken, Staunen, manchmal Kopfschütteln aus: Wann und wie trägt man bzw. Frau einen Mundschutz?
Die Tatsache, dass wir auf europäischem Boden nun Masken tragen, ist noch immer neu. Bei der letzten Silvesterparty hätte noch keiner geglaubt, dass wir ein halbes Jahr später verschiedene Modelle davon in unserem Haushalt führen. In Asien ist es auf vollen Straßen, z.B. in Hanoi, schon lange Standard. Das Ungewohnte bei uns erklärt sicher, weswegen unsere Wahrnehmung für das WIE und WANN des Maskentragens hierzulande aber noch fehlt.
Um sich dem WANN anzunähern, braucht es zum Verstehen vielleicht erstmal eins: Wann nicht? Nicht, wenn Sie allein auf dem Feldweg spazieren gehen und meilenweit niemand zu sehen ist. Auch nicht, wenn Sie mit dem Fahrrad auf der Landstraße oder außerhalb einer überfüllten Fußgängerzone (gibt es ja eh gerade noch nicht) unterwegs sind. Die Maske hat Relevanz, um sich und andere zu schützen. Bei zu viel Nähe auf Grund der nicht veränderbaren Gegebenheiten dient es als ein Nies-Hust-Spuck-Schutz. Volle Busse, schmale Tresen, viel naher Fremdkontakt, dafür gibt es nun ein Regelwerk. Eigenes Hirn anschalten ist trotzdem oder gerade deshalb sehr willkommen.
Das WIE erklärt sich ein Stück weit selbst, wenn Sie Husten und Niesen schon einmal erlebt habe. Das kennt jeder, oder? Hatten Sie dabei schon einmal Essen im Mund? Mhh, nicht so lecker, ich weiß. Aber dabei kann man dann erleben, dass eine Erbse einem auch durch die Nase entgegen fliegt. Also Nase und Mund stellen die Verbindung zu Speiseröhre und Luftröhre da. Will ich also diese Austrittsstellen gegenüber anderen schützen, empfiehlt sich, einen Nasen-Mund-Schutz zu tragen.
Eine gute Freundin weiß von mir, dass ich persönlich durchaus schon immer ein gespaltenes Verhältnis zu Fahrradhelmen habe. Einerseits sahen sie früher meist uncool aus (ich weiß, ich weiß, sie schützen aber vor Kopfverletzungen); ganz früher in meiner Kindheit gab es erst gar keine (Beulen und Kopfverletzungen hingegen schon). Aber nun. Spätestens mit dem Einläuten des E-Bikes empfinde ich es als eine empfehlenswerte Anschaffung und das Design ist durchaus auch nachgewachsen. Andererseits ging es mir im Detail eigentlich um die meist fehlende Wahrnehmung MIT dem Helm.
Stellen Sie sich folgende Szene vor: Zwei Freundinnen sitzen auf einer Treppe unweit des Bodensees und schlecken ein Eis. (War vor kurzem noch eine nicht ungewöhnliche Szene in einem gewöhnlichen Leben.) Andere taten das auch. Aber auch da gab es schon Erwachsene (die Kinder lass ich außen vor, sie lernen schließlich schrecklich viel von uns Großen), die MIT Helm auf dem Kopf da saßen und Eis aßen. Klartext: Zum Eis essen braucht man keinen Helm! Das ist nicht so gefährlich! (Und wenn, sind es eher die Kalorien im Eis, die fallen aber nicht vom Himmel.) Auch behelmt durch Supermärkte laufen, ohne eine Wahrnehmung dafür zu entwickeln, ergibt keinen Sinn. Denn: das ist 1. vollkommen unnötig, 2. sieht meistens nicht sexy aus und 3. lohnt sich der zeitliche Aufwand, ihn ab und in die Hand zu nehmen, um einen Helm tatsächlich in seinem Kontext zu benutzen. (Das wiederum auch als Vorbildswirkung für die Kids. Helm und Klettergerüst sind zum Beispiel eine sehr gefährliche Kombination.) Ich benutze schließlich auch nicht beim Gemüse schneiden einen Topflappen, bloß, weil ich gerade in der Küche bin.
Was ich meine ist: Fahrradfahren -> Helm benutzen. Nahen Kontakt mit Menschen -> Mundschutz benutzen. Wenn wir das beachten, ist es auch viel weniger lästig, als es sich so ungewohnt anfühlt. Gleichzeitig schulen wir unser Gespür. Und wie viele Berufe sind das alltäglich gewohnt: Zahnarzthelfer/-innen, Chirurg/-innen, OP-Schwestern, Lackierer/-innen, Feuerwehrleute… Das ist doch gleich ein gutes Feld, um sein Mitgefühl auszuweiten, für diejenigen, für die das sonst zum Arbeitsalltag gehört. Und wir haben viel zu selten darüber nachgedacht. Außerdem lohnt es sich, in eine bewusstere “Augenmimik” zu investieren. Das ist dann gleich ein gutes Augentraining für Büroarbeit auch im Homeoffice: http://blog.tina-knape.de/2019/04/28/augenuebungen-fuers-buero/.
So versuche ich die aktuelle Situation als Trainingslager zu sehen, um die unvertraute Situation, mit Maske in spezifischen Momenten unterwegs zu sein, zum Dazulernen zu nutzen. Eine wunderbare Wahrnehmungsübung. 😉
(Und ein Danke an alle nähenden Freundinnen.)
Vielen Dank, toller Beitrag
Danke für deine Sichtweise. Du hast mir das Thema sehr angenehm näher gebracht! Merci dafür.
Liebe Grüße von Vanessa