In schweren Momenten oder bei dramatischen Lebenserfahrungen wie krassen Erkrankungen, unnatürlichen Verlusten oder traumatisierenden Erlebnissen, deren Geschichte ich höre oder deren Beschwerden ich bei meinen Patienten begleite, bin ich immer wieder dankbar für inspirierte und inspirierende Künstler da draußen.
Bücher finde ich toll, Bilder können aussagekräftig sein, Musik hat viel Potential zum Berühren. Und je nachdem, was die Texte vermitteln, erreicht es einen gleich durch zwei Türen- über die Töne und über die Worte. Sie können so bewegend und treffend sein.
Und so danke ich “Wir sind Helden” und Judith Holofernes sehr für besonders eins ihrer Lieder: Kaputt. Es gibt eine Zeile, die so auf den Punkt ist- und so facettenreich das Tragen von manchem Päckchen oder großen persönlichem Paket beschreibt:
Und Du hast es gefunden und Du musst es tragen, für Dich und für alle, die Dich danach fragen.
Es bietet den Rahmen, dem Ganzen eine Art Sinn einzuhauchen oder es irgendwie erträglicher zu machen.
Was habe ich schon in berührendsten Momenten mich innerlich vor ihr verneigt, mir diese Zeile als Begleiter mitgegeben zu haben, wenn Worte nicht mehr von alleine sprudeln, wenn Trost wunderbar wäre, aber der Schmerz so groß ist:
Du hast es gefunden und Du musst es tragen, für Dich und für alle, die Dich danach fragen.
Und wie es einem die Verantwortung zurückgibt, auch bei Schicksalsschlägen oder ermattenden Krankheitsgeschichten, das Leben weiter und wieder in die Hand zu nehmen und zu sehen, dass man es tragen kann- und es Sinn ergibt, für einen Selbst, für andere, mit der Brücke dazu, dass auch andere schwere Zeiten erleben…
Du hast es gefunden und Du musst es tragen, für Dich und für alle, die Dich danach fragen.
Wie kann doch auch eine Prägung in unserer Kindheit oder das Tragen von erschütternden Erlebnisse sich zu einer unglaublichen Kraft entwickeln- und auch noch anderen von Nutzen sein? Wie kann dieses Unfassbare trotzdem noch den Zauber innehaben, darüber hinaus nicht nur Dunkles zu beherbergen, sondern auch ein Leuchten zu beinhalten- bei einer veränderten Perspektive? Wie erlebbar wird, dass wir auch weit außerhalb unserer Komfortzone nicht nur Schmerz erleben, sondern wahrlich Wachstum darin steckt- für einen selbst und für andere?
Du hast es gefunden und Du musst es tragen, für Dich und für alle, die Dich danach fragen.
Es ist wie eine sanfte Hand, haltend auf dem Brustbein, Wärme spendend, da sein. Es bietet einen Raum, das Gefühl zu haben, dass es irgendwie doch erträglich sein kann, wie schlimm, schmerzhaft, verletzt, verloren es sich auch immer gerade anfühlen mag… wie heftig auch immer die eigene Geschichte sein mag.
Du hast es gefunden und Du musst es tragen, für Dich und für alle, die Dich danach fragen.
In den verschiedensten Situationen und Begegnungen fanden die Worte des Textes den Weg durch mich, um es als Botschaft an den Patienten oder Freund weiterzugeben, denn
Du hast es gefunden und Du musst es tragen, für Dich und für alle, die Dich danach fragen.
Danke Judith Holofernes!