
Schon einmal berichtete ich davon, dass das Formulieren von Fragen eine wunderbare Übung für eine ehrliche Selbstreflexion ist. https://blog.tina-knape.de/2022/08/25/gute-fragen-stellen/
Nach Antworten suchend, blocken wir Veränderungen schon recht früh in unserem Kopf ab, weil auf ungewöhnliche oder gar mutige Fragen häufig verhinderte, ausschließende Antworten auftauchen und uns die Optionen nicht so recht weiterspinnen lassen.
Walt Disney saß in seinem legendären Sessel und erfand Figuren, ohne sich von logischen “Das-kann-man-doch-nicht-machen” Antworten abhalten zu lassen. Hätte die Zurückhaltung gesiegt, wäre unsere Kindheit ohne Donald Duck, Dagobert und Mickey Mouse wohl um einiges ärmer gewesen.
Wunderbare Sachen können entstehen, wenn wir uns trauen, “out of the box”- Fragen zu stellen und Ideen freien Lauf zu lassen.
Dafür empfehle ich in meinem therapeutischen Arbeitsfeld auch manchem durchgetakteten Business-Mann die schlichte Hausaufgabe, sich selbst eine Email mit guten Fragen zu schreiben. Schlicht, aber intensiv. Am Computer verbringen sie i.d.R. viel Zeit. Somit nutzen sie ein gewohntes und allgegenwärtiges Medium, vertrauter, als mit Schreibblock im Cafe zu sitzen (was aber auch hervorragend funktioniert).
Wir sind die Meister darin, Vielschichtiges zu wissen oder zu spüren und es dennoch im Dialog mit einem vertrauten Gegenüber zurückzuhalten und doch anders zu argumentieren. Es verlangt eine Form von bedingungsloser Ehrlichkeit, sich selbst ein/e Zuhörer/in zu sein und zu erkennen, an welcher Stelle wir nicht hingucken wollen oder uns mit fadenscheinigen Argumenten dagegen aussprechen. Für diese Ehrlichkeit muss man nicht jedes Mal zum Schweige-Retreat ins Kloster reisen oder den Jakobsweg wandern. Manchmal tut es ein Laptop beim Pendeln zwischen Arbeit und Heimat, gepaart mit Willen und ein bisschen Mut.
Inspirationsidee: Schreiben Sie sich mit freundlichen, klaren, ehrlichen, vielleicht kritischen Fragen (auch ganz ohne Antworten) selbst eine Email und trauen sich in die Welt des Ungewissen hinein. Erstellen Sie einen Katalog an Fragen, die unvermittelt und möglichst ungefiltert rausfließen, geradezu herausblubbern dürfen. Fragen, die Sie sich mündlich vielleicht nie trauen würden zu stellen.
Ob es sich dabei um Ihre aktuelle Lebenssituation handelt, um das Ergründen komischer und unklarer Symptome oder das Nachdenken über ein neues Jobangebot… worauf Sie den Fokus lenken, liegt ganz bei Ihnen. Sie steuern weiterhin selbstbestimmt. Seien Sie nur ein Stück weit mutig oder gar frech und herausfordernd. Wagen Sie sich aus der Komfortzone. https://blog.tina-knape.de/2019/04/13/inspiration-do-you-dare-to-dream/
All die Fragen in Ihnen über sich und die Welt dürfen Sie einfach einmal aufschreiben. In einer geschützten Email, in Ihrem eigenen Emailaccount. Der Empfänger ist Ihnen im besten Fall nah genug und wohlgesonnen ;).
Das Schreiben und Absenden ist der eine Teil der Aufgabe. Sie zu öffnen und zu lesen und ggf. über Antworten nachzudenken, wenn Sie sich bereit fühlen — das ist ein anderes Kapitel.
Auch Urlaub und frei und Zeit haben, “wozu man nie kommt”, kann ein Setting für eine selbst getippte SMS mit spannenden, an sich gerichteten Fragen sein.
Zum Gedanken sortieren nicht einer Freundin eine 18-minütige Sprachnachricht zu schicken, sondern stattdessen sich selbst etwas Wichtiges mitteilen, geht auch mit einer Voice Message.
Trauen Sie sich, sich selbst zu (hinter-)fragen!