Freundlich und zugewandt seinem Schmerz begegnen

Kennen Sie das? Das eigene Kind oder der spießige Nachbar “bockt” und verhält sich nicht so, wie man es sich selbst gerade wünscht. Und was tut man? Noch mehr Spannung und Ablehnung “dagegen” aufbauen, als eh schon besteht. Meist entsteht damit (nicht so überraschend) nicht etwa Verbindung und Lösung, Weichheit und guter Fluss, sondern meist noch mehr Ärger und eher ein Gegeneinander.

Nach ähnlichen Regeln läuft das auch in unserem Körper ab. Gerade bei traumatischen Verletzungen, z.B. bei einem Sturz von einer Leiter und dadurch verursachten Bruch oder Verletzung des Handgelenk oder des Fußes (oder allem gleichzeitig) braucht es eine gute innere Kommunikation. Ebenfalls das Erlebnis der Versorgung und der darauf folgenden Verkettung ist wesentlich in einer optimalen Heilung. “Versorgung” heißt in dem Fall: War ein Ersthelfer zur Stelle, der sich gut um andere kümmern konnte? War der Krankenwagenfahrer freundlich? Hat der Arzt adäquat aufgeklärt? Fühlte der Patient sich gut versorgt? Wie war die weiterführende Nachbehandlung?

Oft bleibt auch ein emotionaler Schock und ein Schreck dieses unerwarteten Ereignisses (des Unfalls) in den Zellen hängen. Einer meiner Patient, der 45 Minuten eingeklemmt in einer Druckmaschine bei vollem Bewusstsein auf die Feuerwehr warten musste, bis sie ihn befreite, bringt hingegen eine ganz eigene Geschichte mit. Ein Handgelenksbruch nach einem Sturz auf glatter Strasse erzählt wiederum eine andere Variante, auch wenn auf dem Rezept die gleiche Diagnose steht. Und es gibt nicht immer konkrete Kausalitäten, warum wer wann wieviel an Beschwerden verdaut — oder eben nicht.

Aufklärung und Verständnis ist häufig eine hilfreiche Brücke, zu seinen eigenen Verletzungen und all den — auch unbewussten — Emotionen eine Verbindung zu ermöglichen und diese zu verarbeiten. Das hilft ungemein bei einer optimalen Wundheilung-

http://blog.tina-knape.de/2020/08/26/wundheilungsphasen-leicht-erklaert/ .

Deswegen gebe ich in der Nachbehandlung meinen Patienten diesen wesentlicher Punkt mit auf den Weg: Seien Sie freundlich und zugewandt zu Ihrer verletzten Körperstelle. Nehmen Sie inneren und äußeren Kontakt auf. Streichen Sie über diese Stelle. Spüren Sie hin und versuchen zu integrieren, was sich auch schmerzhaft und störend anfühlt.

Auch ein störrisches Kind bekommt man weniger mit Abstrafen und Separieren wieder in eine bessere Verfassung, gute Laune und volle Integration. Vielmehr braucht es ein zugewandtes sich-damit-auseinander-setzen. Wohldosiert. Ohne sich damit selbst zu überfordern. Den Faden der Verbindung wieder aufnehmen. Hinbewegen ist der Weg der Heilung, emotional wie körperlich. Verdrängen ist leider eine Vermeidungsstrategie des Geistes, die allerdings keine Lösung bereithält. Diese fehlgeleitete Strategie ist verständlich und wird in manch Patienten-Wahrnehmungen angewendet, vor allem, wenn weiter Verkettung mit unglücklich verlaufenen OPs, viel Schmerz, Unverstandenfühlen und ähnlichem damit einhergehen. Und nichtsdestotrotz: Jeder Impuls, jede Therapie soll dazu dienen, die Hinbewegung zu unterstützen.

Seien Sie im besten Fall selbst der Zugewandte und Freundliche, der sich dem annimmt, was gerade an Einschränkung und Schmerz da ist. Wenn Sie Fragen oder Unverständnis zu Herangehensweisen haben, stellen Sie diese Ihrem Arzt und Therapeuten! Schützen Sie einerseits Ihr verletztes Gelenk/ Schmerzregion — und setzen Sie den verletzten Körperteil gleichzeitig auch leichten Impulsen aus, sodass so viele Anteile wie möglich von Ihnen, auch in Ihrem Alltag mitmachen dürfen und “teilnehmen”. Holen Sie den schmerzhaften Teil freundlich und vorsichtig wieder mit ins Boot. In dem Fall: Boot = Körper ;). Alle Aspekte gehören dazu, so auch Schmerz, Mißempfindungen, Bewegungseinschränkungen. Und das ist der Weg zu mehr Gespür, Bewegungsfreiheit und Kraftaufbau.

A propos, freundlich und zugewandt kommt auch bei kleinen störrischen Kindern und überkorrekten Nachbarn gut an ;). Auf dem Weg zum Weltfrieden: Erstmal Frieden im eigenen Körper finden!

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