Und die Reise beginnt…

Und die Reise beginnt…

Was einem keiner erzählt und was doch auch vor einer Reise zu tun ist, sind viele kleine und große Handgriffe, bevor man tatsächlich losziehen kann… mit open end, in die immer gleich weite- und doch vielleicht so selten aufgesuchte bunte Welt.

So brauchte es als erstes den Raum, diesen Funken zu spüren, so auf Reisen gehen zu wollen.

Danach gilt es organisatorische Dinge zu erledigen, Entscheidungen zu fällen, Entschlossenheit zu beweisen, Jobs und Verträge zu übergeben und zu kündigen, Jahreszeiten im Reiseplan zu berücksichtigen, Versicherungen abzuschließen, aufzuräumen, Fortlaufendes des sonstigen Alltags auf Eis zu legen, sich zu minimalisieren und auf Essenzen des Lebens und des Reisens zuzugreifen…
(Was pack ich nun wirklich ein? Was braucht es tatsächlich zum Leben für mehrere Monate in den unterschiedlichsten Ländern/Klimazonen, auf und in verschiedenen Verkehrsmitteln und Kontinenten?) –
und in den letzten Tagen vor dem Abflug stand ich in meiner Wohnung und stellte mir so profane Fragen wie: Was mache ich mit dem leckeren Olivenöl? Wer trinkt meinen Tee, der noch im Schubfach ist? Wohin packt man die letzte Bettwäsche und das zum finalen Wohnungsputzen getragene TShirt? Wieviel Kram hat man denn eigentlich so- und was nehme ich denn nun tatsächlich mit? Und warum erzählt einem nie jemanden, dass neben dem Rucksack packen, auch eine Wohnung oder irgendein Zuhause reinigen und räumen dazugehört, damit im besten Fall der eigene, alltägliche Wohnraum jemand anderem zur Verfügung steht!? Und wie amüsant ist eigentlich der Fakt, dass man für eine Auslandsreiseversicherung eine deutsche Adresse angeben muss? Es gibt keinen offiziellen “ich bin unterwegs Status”.

So beginnt die Reise vor der Reise weit vor der eigenen Haustür oder dem Abflug am Flughafen. Auch emotional habe ich verschiedene Phasen durchlaufen, die mich von weichgespült bis glasklar, taff bis unschlüssig trotzdem immer wieder an den Punkt haben kommen lassen, dass es sich irgendwie “richtig” anfühlt-
mit dem Wissen, dass es wohl viel seltener “falsch” gibt, als man glaubt.

Und bei all den Schritten dahin, wirklich dort anzukommen- in der Freiheit der täglich selbstbestimmten, ungebundenen Entscheidung, irgendwo in der Welt zu sein- hat es mich noch viel mehr in das aktuelle “Hier und Jetzt” gebracht.
Weil es tatsächlich immer wieder nur den Moment gibt und gab. Von Dinge einkaufen bis Freunde noch einmal treffen. Letzte Arbeitstage mit voller Konzentration wuppen. Konten eröffnen. Einen inneren und äußeren Abschied zelebrieren. Auto verkaufen. Worte der Freude, Liebe und Dankbarkeit sagen, schreiben und annehmen, was im gewohnten Alltag wohl eher zu kurz kommt.

Und zack- und dann saß ich gestern wirklich im Flieger-
und zack, sitze ich keine 24 Stunden später wirklich in meinem Hostel in Kathmandu und esse Momos, buddhistische Fahnen wehen über mir, Hunde bellen auf der Strasse, Mopeds hupen, die Luft riecht anders.
Und ich bin da, dort, wo ich hinwollte. Dort, wo der Startpunkt meiner offiziellen Reise ist, an dem Punkt, für den ich Verträge gekündigt und Patienten übergeben habe, fünf Eier im Kühlschrank zurückgelassen, Freunde besucht und verabschiedet, Bücher und Klamotten in einen Rucksack gepackt habe.
Und jetzt sitze ich mitten in Nepal. Das ist wow!
Das braucht Zeit zum Integrieren in mir. Jetzt beginnt nach: Samen legen, Feld bestellen, gießen, pflegen, beobachten, betreuen- die nächste Phase:
ab heute beginnt die Ernte.
Aus Tun entsteht ein Wechsel ins Sein.

Jetzt komme ich an im Hier in der Ferne und trinke Masala Tee, esse Apfelkuchen, höre andere Reisende im Hintergrund ihre Erlebnisse miteinander teilen in einer vollkommen “normalen Welt” des “Travel-Alltages”, den man hier auf Reisen in fernen Ländern hat….
Und ich sitze und atme.
Jetzt ist es gerade ein interessanter Übergang, aus dem “alles für eine Reise tun” in ein “auf Reisen sein” zu switchen….
Ein wesentlicher Wandel.
Meine Integrations-Stelle. Jetzt gibt es ein neues Hier und Jetzt. Das aushalten, da bleiben und alles nehmen, so wie es kommt… Annehmen, dass es nun so ist, wie man irgendwann mal vorbereitet hat, genau diese Situation zu haben.
Jetzt wirklich ernten. Genießen.
Wow.

Dafür danke ich meiner weisen Lehrerin für ihre universell hilfreichen Worte: Be soft and gentle with yourself.
Das ist wohl die Tür zur Integration dessen, was gerade da ist. Auch selbst dann ganz das zu nehmen und dafür einen Platz in sich zu finden, wenn Träume und Ziele wahr werden.

Und so beginnt irgendwie eine neue Etappe der Reise, wobei sie tatsächlich doch schon viel früher begann.

11 Kommentare zu “Und die Reise beginnt…

  1. Ingeburg Arendt

    Hallo, liebe Tina, Karsten, galube ich hiess er, der mir oben aus der Seele sprach:”Schon mal an ein Buch gedacht? Du schreibst toll, man fühlt sich hineingenommen, mitgenommen, und ich denke, dasas viele es als Bereicherung empfinden würden, das zu lesen. Wenn nicht gar als Ansporn, einen lange gehegten Traum zu leben?
    Ich wünsche Dir, dass Du auf der einen Seite so bleibst, wie Du bist und gleichzeitig auch, dass Du die Änderungen, die sich ankündigen könnten, mit offenen Armen annimmst.

    Du hast viel in meiner Zeit mit Dir, als Du mir so hilfreich in einer schweren Zeit zur Seite standest, in mir getan. Dafür danke ich Dir, Ingeburg

  2. silke

    Hallo, freue mich für dich,das du gut angekommen bist .die sache mit nem buch schreiben finde ich eine super idee von karsten würde dich gerne dazu anspornen.ich wünsche dir alles gute auf deiner reise silke

  3. Mike

    Liebe Tina,
    bin begeistert von Deinem ersten Bericht. Reise im Traum neben Dir
    her, werde es real wahrscheinlich in diesem Leben nicht mehr schaffen.
    Da die Götter mit Dir reisen und auf Dich achten, wirst Du mehr erreichen
    als Du Dir wünscht und erhoffst. Freue mich schon auf Deinen nächsten
    Bericht.
    Mike

  4. Jochen Hinsch

    Hi Tina,

    Du erinnerst Dich ja vielleicht noch an den Toningenieur mit dem Pferdeschwanz und Rückenproblemen. Beides ist noch da, der Pferdeschwanz wird immer dünner und der Rücken immer besser. Ausgleichende Gerechtigkeit, oder?
    Ich finde es irgendwie ganz lieb, dass Du mich über Deinen Blog an Deinen Reiseempfindungen und Eindrücken willst teilhaben lassen und danke Dir dafür.
    Ich wünsche Dir liebe Menschen, gutes Wetter und nur schöne Erlebnisse. Ich wähnte Dich eigentlich in Südamerika, aber das kommt ja vielleicht noch?!?

    Liebe Grüsse aus dem für November viel zu warmen Hamburg

    Bis bald

    Jochen

  5. Vanessa Jebens

    Liebe Tina, wie wunderbar, dass du deinen Traum wahrgemacht hast und JETZT lebst.
    Danke dir 1000 Mal, dass du mich mitnimmst auf diese (Lebens)Reise.
    Ich umarme dich von Herzen und wünsche dir die richtigen Menschen und Erfahrungen zur rechten Zeit
    Big hug,
    Vanessa

  6. Netti

    Danke, dass du uns an deinen Gedanken, Gefühlen und Eindrücken teilnehmen lässt. Es ist – wie immer – ein großes Vergnügen, dich zu lesen.
    Auch ich wünsche dir von Herzen eine erlebnisreiche und inspirierende Zeit!

    GLG Netti

  7. Marcus

    Hey Tina,

    ich freue mich für dich. Freue mich, dass dir der Start in dein neues Abenteuer soviel Spaß macht.
    Bedanken möchte ich mich auch gleich schon einmal bei dir. Dafür, dass du deine Freude mit mir und vielen anderen Menschen teilen möchtest. Menschen , die dich gerne haben und dir diese Reise von Herzen gönnen werden !! 🙂
    Ahso und bevor ich es vergesse, meine “Bankdrücker” haben mittlerweile Plattfüsse
    😉
    LG

  8. Karsten

    Tina,

    nur mal so am Rande, Du hast eine so erfrischend, belebend, lockere, herzliche, ansprechende und einmalige Art zu schreiben. Nutze diese Gabe – bitte –
    Schon mal an ein eigenes Buch gedacht.

    Es gibt so viele Menschen mit der Krankheit “Fernweh” da draußen. Sie suchen die schnelle Linderung durch geschriebene Worte und Bilder. Deine Worte könnten ein Teil dieser Heilung sein.

    Liebe Grüße aus Bonn

  9. Ma und Pa

    Wir wünschen dir von Herzen eine tolle Zeit mit wertvollen Erfahrungen, freuen uns aber jetzt schon auf eine gesunde Rückkehr- auch wenn bis dahin noch einige Zeit vergehen wird. Genieße die andere Art zu leben!

  10. Uwe

    Liebe Tina,
    der von Dir beschriebene Start in Dein Abenteuer klingt gut, macht Freude und man kann förmlich spüren, welche grandiosen Erfahrungen und Erlebnisse auf Dich warten.
    Ich bin gespannt was Du weiterführend zu berichten hast.
    Auf jeden Fall, wohin Dich die Reise auch führen wird, wünsche ich Dir viel Glück, Zufriedenheit und die Entdeckung der wertvollen Schätze.
    Liebe Grüsse aus ein paar km Entfernung – aus der Schweiz
    Uwe

  11. Heiko

    Mensch Tina, ich freue mich, dass Du Deinen ersten Stop schon mal heile erreicht hast, und dass Du jetzt auch einen block hast ; )

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