Ernährung als Energielieferant verstehen

Viel zu viele Tipps und Erkenntnisse kursieren zu dem Thema Ernährung, sodass ich mich in dieses Feld gar nicht einreihen möchte. Doch es ist mir ein Anliegen, zu berichten, was mich dabei irritiert und wie man gesunde Ernährung besser verstehen kann.

Zur Mittagszeit kam eine müde Patientin zur Behandlung. Sie ist groß, schlank, sportlich, ca. 40 Jahre alt. Sie fühlte sich schlapp und ko. Als sie mir von ihrem Morgen berichtete (6 Uhr aufstehen, Kinder fertig machen für die Schule, mit dem Rad einmal quer durch die Stadt zur Arbeit fahren, vor der Gruppe sprechen (dafür Konzentration haben und dabei den anderen Aufmerksamkeit abverlangen), dann direkt zum Behandlungstermin düsen), hatte ich vollstes Verständnis für ihre Müdigkeit. Was sich erst später offenbarte, als ihr Bauch während der Behandlung knurrte, war: Sie hatte den kompletten Tag noch nichts gegessen, nichts außer Wasser zu sich genommen. Das hippe Ernährungskonzept Intervallfasten 18/6 ist aktuell auch ihres. Sie wolle sich und ihrer Gesundheit “etwas Gutes tun”. Nun. Ich legte Widerspruch ein.

Als ich ihr in schlichten Zügen erklärte bzw. eher in Erinnerung rief, woraus unser Körper so seine Energie bezieht, um unsere Muskulatur und unsere Hirnleistung anzutreiben, fand ich (und sie dann erfreulicherweise auch) es nicht verwunderlich, dass sie sich ko und schlapp fühlte. Statt einer Behandlung hätte es wohl eher ein gutes Mittagessen gebraucht.

Ich stelle das Intervallfasten nicht grundsätzlich in Frage, es geht vielmehr darum, wann und wofür es Sinn ergibt? Ich bevorzuge die bäuerliche Regel: “Frühstücken wie ein Kaiser, Mittagessen wie ein König und Abendessen wie ein Bettelmann” als eine hilfreichere Redensart, wenn man davon ausgeht, dass der- bzw. diejenige nicht als Nachtwächter oder Nachtschwester beschäftigt ist.

Auch bei dem durchaus erstrebenswerten Konzept “Gesundes Frühstück in Kitas und Grundschulen”, glaube ich, dass das Verständnis für und das Wissen über den eigenen Körper eine andere intrinsische Motivation wecken könnte, auf die Art seiner Ernährung und der des Kindes zu achten. Dabei geht es nicht nur um die Uhrzeiten, wann wie viel Nahrung also gesund ist, sondern auch darum, was wir zu uns nehmen. http://blog.tina-knape.de/2020/03/06/anatomie-ist-spannend/

Ganz schlicht erklärt: Aus dem, was wir essen, entsteht unsere Energie. Körper und Zellen, können ja nur die Luft, die wir atmen, die Flüssigkeiten, die wir trinken und das Essen, das wir zu uns nehmen, in Kraft umwandeln. Pause und Schlaf brauchen wir noch dazu. http://blog.tina-knape.de/2020/10/22/mach-mal-pause/

Wir sollten (nicht nur) unseren Kindern erklären, dass unsere Zellen zum Denken und Rumspringen viel frischer sind, wenn wir Dinge essen, wo viel frische Energie drin ist, wie beispielsweise in Obst oder Gemüse. Gerade, wenn wir viel gute Energie brauchen, um in einer Arbeit schlaue Sachen denken zu können oder im Sport schnell zu flitzen, braucht es Nahrung, die uns dabei hilft. Jeder weiß, wie schlapp und k.o. man sich nach einer Tüte Chips auf dem Sofa fühlt.

Und klar, jeder kennt Prüfungsphasen, in denen es mehr frische Luft, Spaziergänge oder Sport als Pause und vor allem gesundes, frisches Essen gebraucht hätte und man stattdessen im Sumpf des Fastfood-Tunnel festhing. Gut angefühlt hat sich das eher nie. Doch an sich kann es so simpel sein, dass “gesunde Ernährung” nicht nur ein Dogma mit einer Ernährungstabelle sein muss. Vielmehr geht es um Verständnis und Erkenntnis. Wofür brauche ich Energie? Wo nehme ich sie her? Wann und womit fülle ich meine Energiespeicher? Und wann am Tag verbrauche ich am meisten davon?

Bei so vielen Sachen wählen wir doch ganz bewusst unseren Lieferanten aus. Warum nicht auch bei der Energielieferung für Ihren Körper?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert