Die letzten drei Monate habe ich an einem Ehrenamtskurs für ambulante Kinderhospiz- Arbeit beim Verein “Löwenzahn” in Frankfurt teilgenommen.
Es gab herausfordernde Dinge zu beleuchten, zu reflektieren, die eigene Sicht zu prüfen und Unerwartetes zu entdecken. http://blog.tina-knape.de/2022/10/27/raum-geben-raum-nehmen/ Das Thema Trauer nahm Raum ein. Auch der Umgang mit Nähe und Distanz, helfen und helfen lassen, die Besprechung von häufig auftretenden Krankheitsbildern der Kinder und Jugendlichen, das Bewusstsein für persönliche Grenzen und schließlich der eigene Umgang mit dem Thema Krankheit und Tod waren Bestandteil dieser Arbeit für das Ehrenamt. http://blog.tina-knape.de/2020/01/17/das-sterben-und-ueber-moehren-eier-und-kaffeebohnen/
Über verschiedene Module verteilt gab es immer wieder Momente und Aussagen, die mich mit Blick auf die Vorbereitung und Entwicklung sehr geprägt haben. Besonders eindrucksvoll war die Beschreibung des Gründers des Vereins (der selbst seit Jahren ein Kind begleitet), dass Eltern mit einem lebensverkürzt erkrankten Kind (die andere Bedeutung hinter dem Wort “Hospizarbeit bei Kindern”) stetig in einem Abwägen sind — zwischen Lebensfreude und Risiko. Diese Polarität trifft bei bestimmten Entscheidungen im Leben auf jeden von uns zu. In der Situation dieser Eltern hingegen, steht diese Frage viel häufiger und sehr viel existentieller im Raum. In deren Fall ist Risikobereitschaft ein Teil des Alltags. Dort entstehen Fragestellungen wie: “Lassen wir unser Kind viel zu schnell mit dem Rolli den Berg runterzischen, auch wenn er dabei aus dem Rollstuhl kippen könnte?” – versus – “Mit diesem Erlebnis verschaffen wir ihm einen Moment, der ihm Freude macht und den Jauchzer des Tages, gar der Woche entlockt!”
Oder siegt die Vorsicht und das Sicherheitsgefühl, ein weiterer Versuch der Kontrolle, während das Leben ständig außerhalb eines kontrollierbaren Rahmens stattfindet? Mit einem stetigen Limitieren und dem Versuch des Eindämmens von Gefahren schneiden wir auch die Spitzen der Lebendigkeit ab. Das wiederum verhindert Grenzerfahrungen. Häufig spüren sich erkrankte und beeinträchtigte Kinder selbst aber erst in der Nähe dieser Grenze, da “eingeschränkt sein” ihr normaler Lebenszustand ist. Wo wohnt die Lebendigkeit und wie viel nehme ich dafür in Kauf?
Ich schaue am Ende des Jahres zurück auf eine lehrreiche, bereichernde Zeit innerhalb dieser Ausbildung und dem Kennenlernen anderer interessierter und interessanter Gruppenmitglieder. Und da die Weihnachtszeit auch eine Spendenzeit ist, möchte ich gern den Link zum ambulanten Kinderhospiz hier teilen.
Ambulanter Kinderhospizdienst Frankfurt: https://ambulanter-kinderhospizdienst-frankfurt.de/
Sollten Sie dieses Jahr also etwas spenden wollen — meine Empfehlung. Der Kurs hat mir Einblicke in einen wichtigen Bereich gegeben. Hospizdienste, das war mir vorher so nicht klar, finanzieren sich in erster Linie über Spenden. Vielleicht ist das ja mal eine alternative Geschenkidee für Tante Lisbeth. Noch eine Vase braucht sie vielleicht gar nicht. Ein Kinderjauchzen hingegen trägt. Und wer auch den Familien Zeit spenden möchte — nächsten Frühling findet der nächsten Ehrenamtsausbildungskurs statt.