Wenn wir auch 18 Halswirbel hätten…

Camargue

… dann könnten wir – beim Schlafen oder Ruhen – den Kopf wie ein Flamingo auch so wunderbar betten ;).

Doch damit würden noch ganz andere Dinge einhergehen: In großen Kolonien leben; viel den Kopf unter Wasser stecken, um Nahrung zu finden; ewig auf einem Bein stehen; Gefieder haben, welches je nach Ernährung mehr oder weniger pink ist; jedes Jahr einen neuen Partner…

Nichtsdestotrotz (oder gerade deshalb) ist dieser Vogel in meinen Augen ein eindrucksvolles Geschöpf.

Wir Menschen haben nur sieben Halswirbel, so wie die Giraffe. Die Giraffe kann wiederum bei der Halslänge und der daraus resultierenden Unflexibilität nicht mit einer solchen Akrobatik dienen. Wir Menschen auch nicht, aber wir haben die Möglichkeit, unsere uns mögliche Beweglichkeit zu beüben und zu erhalten.

Es gibt einige Besonderheiten unserer menschlichen Halswirbelsäule. Beispielsweise haben wir keine Bandscheibe zwischen dem 1. und 2. Wirbel, doch gerade in dem oberen HWS-Bereich eine hohe Mobilität. Die ersten beiden Wirbel haben eigene Namen: Der erste Wirbel heißt Atlas. Der Name des 2. Halswirbels ist Axis und besitzt einen “Zahn”, der in den ersten hineinragt. Aus dem Rückenmark tritt auf Höhe des vierten Halswirbels ein wichtiger Nerv aus, der unser Zwerchfell versorgt und somit die Atmung gewährleistet. Kommt es oberhalb dessen zu Wirbel- bzw. Rückenmarksverletzungen, nennt man es im Volksmund “sich den Nacken brechen”. Keine Atmung, kein Leben. Andererseits ist es mit all den Muskel-, Nerv-, Gelenk- und Bandstrukturen ein vielverschaltetes, vernetztes Gebiet, in dem sanfte, therapeutische Anwendungen durchaus Behandlungserfolge mit sich bringen.

Grundsätzlich bietet uns unsere Halswirbelsäule (HWS) von der Art ihrer Anatomie, die Möglichkeit, den Kopf recht flexibel in alle Richtungen zu bewegen. Wir können den Kopf beugen und strecken, drehen und auch eine Seitneigbewegung ausführen. So viel Bewegungsspektrum bietet uns beispielsweise die Brustwirbelsäule nicht. Diese hat andere Qualitäten ;).

Wenn Sie Ihren Nacken tagsüber kaum bewegen und beispielsweise eher recht monoton Ihren Blick auf einen Bildschirm richten, dann empfiehlt es sich, alle Bewegungsrichtungen entgradig auszuführen. Ich bin mir sicher, Ihre Muskeln, Ihre Bandscheiben, ja selbst, jeder der sieben Halswirbel freut sich darüber.

Legen Sie am besten direkt los: Spüren Sie achtsam in Ihren Nacken. Stellen Sie sich vor, Sie können jeden einzelnen Wirbel bewusst wahrnehmen und bewegen. Zum Beispiel hierbei: Nach oben schauen, so weit Sie können. Einatmen. Den Nacken einrollen, dass das Kinn Richtung Brustbein sinkt. Ausatmen. So weit nach links drehen, wie es geht. Dabei einatmen. So weit nach rechts drehen, wie es möglich ist. Dabei ausatmen. Dann linkes Ohr zur linken Schulter (nicht die Schulter zum Ohr), Atmung nicht vergessen, und danach rechtes Ohr zur rechten Schulter. Alle Richtungen noch einmal sanft und mit Ihrer bewussten Atmung wiederholen. Oben, unten, links, rechts, seitlich kippen, andere Seite. Schon ordentlich was möglich, mit so einer Halswirbelsäule, oder? Wie häufig nutzen Sie diese Beweglichkeit?

Sollten Sie nun gespürt haben, wie toll sich das anfühlen kann, den Flamingo nachzuahmen, dann gibt es hier als Inspiration eine ausführlichere Variation verschiedener Übungen http://blog.tina-knape.de/2019/08/09/fuer-zuhaus-bei-schulter-nacken-beschwerden/. Sollte es sich hingegen eingerostet angefühlt haben, lohnt es sich erst recht ;). Was uns beim Blick weiten auch hilft, finden Sie hier http://blog.tina-knape.de/2019/04/28/augenuebungen-fuers-buero/. Es lohnt sich, in eine gute Nachbarschaft zu investieren. http://blog.tina-knape.de/2020/02/21/fuer-gute-nachbarschaft-im-koerper-sorgen/

Somit staune ich weiter über die anatomischen Möglichkeiten bei uns Lebewesen und all ihren Variationen und wünsche Ihnen heute und überhaupt einen flexiblen und spürigen Nacken.

Bonjour.

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