Die Magie einer Vier-Hände-Behandlung

Neulich hatte ich die wunderbare Gelegenheit, auch am Standort Frankfurt mal wieder eine besondere Behandlung mitzugestalten und mitzuerleben: Eine Vier-Hände-Behandlung. Schon das Setting ist besonders. Zwei Therapeut/innen treffen sich mit einem Patient/in im Raum, alle bereit für eine Behandlung. 


Während einer Therapiestunde mit einer aufgeschlossenen und in der Geschichte sehr komplex erkrankten Patientin fiel mir ein: Da wären jetzt zwei Hände mehr echt eine gute Idee. Und kaum gespürt, war es auch schon ausgesprochen und beidseits klar, dass das gern ein Behandlungshighlight im sonst regulären Behandlungsablauf sein dürfte.


Mit einer wunderbaren, erfahrenen Kollegin und Osteopathin als Mitwirkende, die ebenso von diesem Impuls begeistert war, fand sich ein gemeinsamer Termin. Vorab gab es unter uns Kollegen ein kleines Briefing, um uns aufeinander einzuschwingen; zu sehen, wo jeder seinen fachlichen Schwerpunkt sieht und was für eine grundsätzliche Krankheitsgeschichte gegeben ist- ohne zu wissen, was uns letztlich dann während der Behandlung begegnet.


Es ist ein besonderer Zauber, das Vertrauen einer Patientin und einer Kollegin gleichermaßen und jeder in jede Richtung zu haben, sich auf diese Art der besonderen Behandlungs-Reise einzulassen. Durch die verdoppelte Achtsamkeit und Aufmerksamkeit von zwei Therapeut/innen entsteht während der Behandlung eine Intensität, die eindrückliche Zugänge schafft und verstecktere Aspekte sichtbarer und spürbarer macht.

Der Fokus auf das Hier und Jetzt und die Abläufe während der Behandlung -bei allen inneren Reisen in das, was war und das, was kommen könnte- ist enorm und hilft bei der Präsenz und einem tieferen Aufspüren. Mit der Offenheit, die uns die Patientin entgegenbrachte, entstand ein spezieller Raum. Das ermöglicht Kontakt zu Schichten, Strukturen und Ebenen, die aufgrund des Settings eine erhöhte Intensität beherbergt. Komplexere Verkettungen werden sichtbarer und spülen sich wie deutlicher in unsere Therapeutenhände.  


Es war wirklich wie eine kleine Reise. Wir stimmten die Wunschrichtung unserer Patientin ab. Jeder von uns Therapeuten nahm Witterung auf, wohin es uns jeweils zog, was für uns vordergründig auf dem Behandlungsweg lag.

Vertrauensvoll haben wir uns alle auf das Meer der Zellen begeben. Meine Kollegin hatte das wunderbare Bild, zu Gast im Körper zu sein. Für mich fühlt es sich an, als würde ich über meine Hände wie eine Art Angebot unterbreiten, was in meinem Behandlungsspektrum zur Verfügung steht und gern genutzt werden darf. Die Patientin war offen, zuzulassen, was anklopfte und bereit, körperlich wie emotional Auftauchendes an die Oberfläche durchzulassen und anzuschauen.


So begaben wir uns auf stoffliche Wanderschaft durch den Körper, jeder fand seinen Platz. Meine Rolle war interessanterweise in dieser Behandlung, für Stabilität und Rahmen zu sorgen. Somit saß ich fast die komplette Zeit mit zwei Händen am Becken der Patientin. Meine Kollegin ließ sich leiten, wohin ihre Resonanz sie führte. “Von Fuß bis Kopf” war ihre begleitende Körperreise. Die Patientin nutze die Gelegenheit, sich in verstecktere Ecken in sich zu trauen, die mit dieser Form von Begleitschutz eher möglich war. So kam es zu körperlichen wie auch emotionalen Releases in einer anderen Tiefe.


Im vorgegebenen Zeitfenster der Behandlungsstunde kamen wir am Ende alle zu einem runden Abschluss. Ungesehene Teilen fühlten sich mehr gesehen. Verklebtere Strukturen wurden geschmeidiger. Verschiedene Bereiche des Körpers fühlten sich untereinander besser verbunden. 

Jeder für sich- aber auch alle miteinander- waren dankbar für das Teilen der Begegnung und dem tiefen Berühren, was möglich gewesen war.


Und bei jedem von uns wirkte es nach. Welch Kraft, wenn man den Fokus hält und den Kontakt mit einer weiteren Person noch mehr intensiviert. Und wie durchdringend, mit vier Händen am Körper weniger ausweichen zu können und sich diesem verdoppelten Input an Präsenz mehr zu stellen.


Dankbarkeit und mehr Raum war unser gemeinsames Resumee. Schon allein dafür lohnt es sich, sich diesem Behandlungshighlight zu stellen.

Kontakt heilt.

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